"Die wissen noch gar nicht, wie verlieren geht!"

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    Kapitän David Laudan (r.) im Zweikampf
Mit diesen Worten schwörte FCM-Kapitän Laudan die Mannschaft gegen Spitzenreiter Torgelow ein. Mit Erfolg. Am Ende stands 1:0. Drei Punkte zum Abschied von Cheftrainer Ronny Stamer.
07.12.2014
dieschweriner

Die Nachricht von der Trainer-Demission in Schwerin kam in dieser Woche vielleicht nicht völlig überraschend. Trotzdem wirkte die Entmachtung von Ronny Stamer angesichts des schweren Spiels gegen Spitzenreiter Torgelow irgendwie unglücklich. Und Geschichten schreibt der Fußball dann eben doch immer auf seine ganz eigene Weise. Dem Trainer wurde nach dem Spiel nicht nur eine rührende Rede einer "Fußball-Mama" gehalten, die sich unter Tränen bei dem Coach bedankte, sondern auch seine Jungs zeigten noch einmal, was in ihnen steckt.

Allen voran David Laudan machte schon vor dem Anpfiff im Spielerkreis klar, worum es gehen sollte. Das letzte Spiel in der Hinrunde – gleichzeitig der letzte Auftritt für den Schweriner Fußballtrainer an der Seitenlinie. Die Worte klangen nicht aufgesetzt und zwanghaft motivieren wollend, sondern ehrlich. "Auch wenn hier der eine mit dem nicht kann, oder der andere mit dem nicht – wir sind heute eine Mannschaft. Das letzte Spiel! Die da drüben wissen noch gar nicht, wie verlieren geht. Heute auf der Rückfahrt können sie mal vier Stunden darüber nachdenken", hieß es in dem Kreis, der ja ansonsten eher auf dem Feld gebildet wird und intern bleibt. Allerdings nimmt man als Gast solche Interna ja auch gern mal auf, wenn sie einem schon geboten werden.

Und am Ende des Spiels waren die Gesten der Jungs noch eindeutiger. Das 1:0 über den Favoriten veranlasste die meisten Kicker aus Schwerin direkt dazu entweder mit Ronny Stamer zu jubeln oder mindestens mit ihm abzuklatschen – zumindest ein verdienter Lohn für viel Arbeit und Energie, die der Coach auch in schlechteren Zeiten in seinen Verein investiert hat.

Dass es zu diesem Ergebnis kam, lässt sich heute an vielen Faktoren festmachen – vor allem aber, ganz nüchtern an einem Treffer in der ersten Minute. Friauf wurde im Strafraum vom 40-jährigen Torwarthünen aus Torgelow gelegt und Drews schickte den Keeper beim Elfer in die falsche Ecke. Die frühe Führung kam den Platzherren natürlich entgegen, die ohnehin auf Konter setzten.

Torgelow war in einer offenen Partie bemüht dem Geschehen seinen Stempel aufzudrücken, aber der FCM hielt gut dagegen. Witkowski für Schwerin und die Gäste mit ersten gefährlichen Annäherungsversuchen ans Tor hatten aber keinen Erfolg. Auffällig auf beiden Seiten waren ansonsten eher die "Eiskunstlauf-Einlagen". Ein seifiger Untergrund oder die falschen Schuhe? So viele ungewollte Wackler, Ausrutscher und Pirouetten sollte man in der höchsten Klasse des Landes eigentlich nicht sehen müssen.

In der zweiten Hälfte schien dann auch das Schweriner Spiel etwas aus dem Gleichgewicht zu geraten. Die Greifen setzten ihre Attacken nun mit mehr Zielgenauigkeit. Allerdings verhinderten ein starker Abwehrverbund des FCM mit einem starken Keeper Rohde den Ausgleich. Auf der Gegenseite ließ Friauf nach tollem Anspiel von Dabla das sichere 2:0 liegen.

Nun begann die Phase des munteren Scheibenschießens. Aber die Gäste mussten sich sogar in der Nachspielzeit (Latte, tolle Parade Rohde) mit Fahrkarten begnügen. Die brauchten sie zwar für die lange Rückfahrt nicht, aber immerhin hatten sie wie von Laudan angesprochen, viel Zeit über ihre erste Saisonniederlage nachzudenken. Einer jedoch wird trotz schwierigster Situation den Moment noch einmal genossen haben – ein verdientsvoller Trainer Ronny Stamer, der künftig von anderen Protagonisten ersetzt wird. Von wem? Auch das wird hier künftig zu lesen sein...