Nach nur knapp einem Drittel der Saison müssen Fußballer, Verantwortliche und Anhänger des Landeshauptstadt-Teams konstatieren, dass die Bäume eben doch nicht so schnell in den Himmel wachsen. Der Entwicklung des Vereins, seinem wirtschaftlichen und strukturellen Aufschwung, kann die sportliche Entwicklung derzeit nicht auf Augenhöhe folgen.

Ganz im Gegenteil. Nach den letzten Pleiten werden sich die starken Männer um Martin Pieckenhagen und Uwe Brauer Gedanken machen müssen, wie sie in dieser Saison und auch konzeptionell für die kommenden Jahre steiler voran kommen wollen, als es bisher der Fall war.

An mehreren Stellen beim Pokal-Viertelfinale in Wismar war die Trainerdiskussion schon nicht einmal mehr hinter vorgehaltener Hand hörbar. Ob das allerdings Sinn macht, können die Fachleute im Verein am besten beurteilen. Klar ist, dass das Team insgesamt fußballerisch viel besser geworden ist. Auch das: eine Leistung der Coaches. Doch man wird eben das Gefühl nicht los, dass immer wieder der letzte Schritt fehlt, um dann auch in den Vergleichen mit genauso starken Teams mitzuhalten.

Symbolisch vielleicht das 1:0. Friauf hatte sich mit den beiden Angreifern des FC Anker Wismar gerade ein Scharmützelchen geleistet und sah dann aus der Entfernung, wie beide plötzlich in Richtung seines von Rohde gehüteten Tores sprinteten. Er selbst blieb stehen, beobachtete wie der Ball von der rechten Anker-Seite nach innen kam, Looks den Ball nicht gut abwehrte und am zweiten Pfosten dann der eingelaufene Rodrigez ein Traumtor mit dem Spann in den Winkel erzielte. Zugegeben – hier fehlte dann nicht der letzte, sondern der erste Schritt. Das Tor nur am mehrfach in Bedrängnis geratenen Looks festzumachen – zu einfach!

Apropos letzter Schritt. Vielleicht nur eine kleine Anmerkung. Wenn sich eine Mannschaft vor einer Tribüne erwärmt, lässt sich gut beobachten, wie viel jeder Kicker investiert. Jeder einzelne Sprint ist wichtig. Wer da beim vorletzten Lauf schon Gas weg nimmt und den letzten gar nicht antritt, hat vielleicht noch nicht ganz begriffen, worum es in Schwerin gehen soll. Der letzte Schritt, auch wenn er noch so klein ist, muss von jedem gemacht werden.

Im Spiel war es dann über lange Zeit so, dass sich die Gäste nach dem frühen Rückstand aus der eingangs beschriebenen Szene etwas erholten und mit mehr Ballbesitz agierten. Anker, zuerst ganz hoch verteidigend, zog sich etwas zurück und überließ dem FCM die Initiative. Doch wirkliche Torgefahr gab es fast nie. Lediglich ein Schüsschen von Friauf, ein paar Ecken und harmlose Freistöße waren die magere Ausbeute.

Das änderte sich auch im zweiten Abschnitt kaum. Anker verteidigte clever und wirkte alles in allem ohnehin etwas reifer und abgezockter. Nur die riesigen Gelegenheiten zum 2:0 ließen sie gleich mehrfach liegen. Die dickste Chance hatte Schiewe, der Keeper Rohde schon ausgespielt hatte und Dymek auf der Linie anschoss.

So versuchte der FCM alles, auch noch in Unterzahl zum Ausgleich zu kommen. Erst scheiterte Friauf nach Traumpass von Witkowski an FCA-Torwart Heskamp und in der Nachspielzeit, als Schwerin nur noch mit 9 Mann agierte, vergab Drews die letzte Chance der Partie – oder auch die letzte Chance für Furore in dieser Saison?

Klar ist, dass sich auch eine junge Mannschaft so viele Platzverweise - diesmal der wieder genesene Karow und Friauf, in den Wochen zuvor schon Kaessler, Michalski, Schmandt und Laumann – einfach nicht leisten darf. Sonst wird auch künftig der letzte Schritt fehlen. Nicht nur im Zweikampf, nicht nur im Laufduell, nicht bei der Erwärmung vor dem Spiel, sondern da wo es richtig weh tut – in der Tabelle und der Entwicklung des Vereins.

Die Ergebnisse vom Pokal-Viertelfinale:

Greifswalder SV - Malchower SV: 2:1
TSG Neustrelitz - FC Schönberg: 1:0
SV Waren - FC Hansa: 0:2
Anker Wismar - FCM: 1:0