Fußballkrieg: Wer zahlt mehr für Reis?

  • Carsten Darsow/Archiv
Wer mit wem, für wie viel und weshalb? Ist der Fußball in Schwerin zum Geschäft geworden? Wie es die Profis in den Eliteligen vormachen, so agieren ein paar Nummern kleiner auch der FC Mecklenburg und der MSV Pampow – mit mindestens den gleichen harten Bandagen!
05.08.2015
dieschweriner

Polemik ist ja eigentlich nicht unser Ding. Aber manchmal juckt es eben doch in den Fingern. Wenn man sich die hiesige Fußballlandschaft so ansieht, könnte man auch das „Wettrüsten und den kalten Krieg“ am Gartenzaun vermuten. Vor allem, wenn es um die höchste Liga der Region geht – die Verbandsliga – in Zahlen: die 6. Liga!

Was hier gerade in der Sommerpause wieder an Personalpolitik betrieben wurde – alle Achtung! Oder eben nicht? Nur ein prominentes Beispiel: Der langjährige Kapitän des MSV Pampow, Mathias Reis bekam ein unterschriftsreifes Angebot des FCM vorgelegt. Die Modalitäten sind uns bekannt, haben aber in der Öffentlichkeit nichts verloren. Die Gretchenfrage ist nun: Ist es legitim, einem der besten Innenverteidiger der Region ein gutes Angebot zu machen, um sich sportlich zu verbessern, oder ist es moralisch verwerflich, weil man doch dem Ortsnachbarn quasi das Herzstück und eine Identifikationsfigur heraus reißen würde. Diese Frage muss jeder für sich beantworten. Übrigens auch der Spieler. Er blieb in Pampow – sicherlich auch wegen der guten Argumente des dortigen Vorstandes.

Doch die Personalie Reis ist nur eine von vielen derzeit. In der Vorbereitung auf die neue Saison in der Verbandsliga kämpfen beide Vereine derzeit mit Haken und Ösen. Statt der Annäherung, die vor geraumer Zeit angestrebt war, scheint es nun wieder den berühmten Schnitt durch das Tischtuch zu geben. Doch einseitig ist diese Politik eben auch nicht. Sicher: Drews, Witkowski, Rieling, Schmandt – die Liste der abtrünnigen Piraten zu den Rittern der Landeshauptstadt ist lang und „prominent“. Doch auch andersherum haben viele Schweriner an den Gartenweg gewechselt. Einige aus Alternativlosigkeit, andere weil sie freundlich gebeten wurden, wieder andere, weil es sich eben auch lohnt, einen Kontrakt beim Kontrahenten zu unterschreiben.

Mit dem Ex-Trainer des FC Mecklenburg, Ronny Stamer, hat der MSV nun einen Coach auf der Kommandobrücke, der eben auch die entsprechenden Kontakte hat, um die richtige Besatzung anzuheuern. Rohde und Looks wechseln aus dem Lager des FCM in die Nachbargemeinde. Auch Flemming ist ehemaliger Stamer-Schützling. Dazu kommen mit den Russen Dudiev, Pylypchuk, Cherchenko drei wahnsinnig talentierte Leute für das Offensivspiel. Mit Brunsch und Grewe kommen zwei Spieler der Region zu den Grün-Weißen. Ein Kader, der es in sich hat. Auch wenn viele Kicker den Verein verlassen haben. Hecht, Buggenhagen, Kita, Osato, Lierow, Silbernagel, Walter etc… Die Truppe mit der neuen - und wie man hört auch etwas strafferen - Regentschaft von Stamer will zwar nicht den Aufstieg angreifen, kann aber durchaus ein ernsthafter Konkurrent der Schweriner bleiben.

Denn eines ist klar: der Landeshauptstädter sehen sich insgeheim eben doch schon einen Schritt weiter und wollen den Aufstieg in die Oberliga – auch wenn er in diesem Jahr so nicht proklamiert wird. In der Spitze mitspielen und langfristig das Ziel Oberliga im Auge haben – so klingt das offiziell. Wer allerdings Trainer Martin Pieckenhagen kennt, weiß wie er tickt. Ehrgeiz, Konsequenz und unbedingter Wille – in jeder Situation. Das lebt er vor. Und so ist es kaum vorstellbar, dass er nur ein Mitglied der Spitzengruppe sein will. Auch die Nachfrage bei Mathias Reis zeugt davon, dass man den Kader noch weiter verbessern will. Bisher kamen mit Stefan Geers und Christoph Bergmann vom Oberligisten Waren schon zwei absolute Qualitätsspieler. Puschkaruk reiht sich in die Phalanx perfekt ein. Zurückgekehrt ist Fiete Walter vom MSV und aus der A-Jugend kommen Schmal und Maas. Die Kaderplanung sei jedoch noch nicht abgeschlossen, hieß es von der sportlichen Leitung. In diesen Tagen wird ein weiterer Offensivspieler vorgestellt. Denkbar wäre auch noch ein weiterer Transfer auf der Mittelstürmerposition. Marcel Schied, der bei einem der letzten Heimspiele des FCM gesehen wurde, soll es allerdings nicht werden.

Das Wettrüsten am Gartenzaun der „guten Nachbarn“ scheint allerdings noch nicht beendet. Immerhin können beide Teams schon auf beachtliche Ergebnisse in der Vorbereitung verweisen. Der FCM schlug Kühlungsborn 3:0, Condor Hamburg 4:0, die U21 des F.C. Hansa mit 2:1 und in einem 45-minütigen Turnierspiel Ligakonkurrent Pastow mit 1:0. Niederlagen setzte es nur gegen die klassenhöheren Schönberger (0:4) und Anker Wismar (0:3 in 45 Minuten). Der MSV besiegte Eichede (4:1), Ludwigslust/Grabow (7:2) und Cambs/Leezen (6:0). Ein Remis gab es beim Hagenower SV (2:2).

Alle Schweriner dürfen also gespannt sein, was sich bis zum Ende der Wechselperiode (mit Amateurverträgen bis Ende August) noch tut. Aber die Wahrheit liegt ja bekanntlich auf dem Platz und da werden eben die Spiele entschieden. Und vor allem auch die Derbys, die sicher nach den jüngsten Entwicklungen noch mehr Feuer haben dürften. Freuen wir uns alle auf eine packende Saison mit vielen Zweikämpfen auf dem Platz und hinter den Kulissen - und eben auch etwas Polemik!