
Maut für Fünf-Seen-Lauf
Das Streitthema heißt Finisher-Euro. „Der Leichtathletik-Verband will ab 2016 einen Euro vom Veranstalter kassieren“, sagt Joachim Knipp. Und zwar für jeden Teilnehmer, der bei einem Volks- oder Straßenlauf das Ziel erreicht. Pauschal. Bundesweit. Für den Fünf-Seen-Lauf in Schwerin bedeutet das: Knapp 3500 Euro gehen an den DLV. 60 Prozent davon an den Landes-, 40 Prozent an den Bundesverband.
„Das ist das Vierfache der bisherigen Gebühr“, sagt Knipp, der Vereinsvorsitzende. „Zurzeit führen wir 25 Cent je Finisher ab.“ Die Erhöhung müsste der Verein im kommenden Jahr von den Teilnehmern einfordern. Ein Euro: Ist das nicht machbar? Könnte man meinen, so Knipp. Aber: Viele Läufer würden pro Saison 20-mal und öfter starten. „Wer garantiert uns denn, dass niemand einen Lauf streicht, um nicht mehr ausgeben zu müssen? Den in Schwerin zum Beispiel?“ 17 statt 16 Euro für den 10-Kilometer-Lauf: Das sei nicht wenig.
Die Gebühr sei seit Jahren stabil geblieben, sagt Knipp. 25 Cent. „Vorher waren es mal 10. Und schon bei dieser Erhöhung gab es Diskussionen. Wir hatten sie aber mitgetragen.“ Der DLV habe schließlich auch Verpflichtungen. Trainerausbildung, Nachwuchsförderung. Verständnis sei durchaus vorhanden. Jetzt würde es jedoch brodeln. 3500 Euro seien eine Menge Geld, so Knipp. „Denn was viele nicht wissen: Mit dem Überschuss aus dem Fünf-Seen-Lauf halten wir andere Läufe am Leben.“ 1500 Euro allein für den Werner-Cross-Lauf, dazu die beiden Stundenläufe im Stadion Lambrechtsgrund, den Sachsenhausen-Gedenklauf. „Wir kommen zum Beispiel für den Bus auf, der die Läufer zum Start an der Gedenktafel ,Die Mutter' bringt.“
Man müsse schon heute genau rechnen. Und in Zukunft noch viel mehr. Was Knipp besonders ärgert: Der DLV hat den Verein nicht über seine Pläne informiert. Gerüchte hätte es schon gegeben im vergangenen Sommer. Die Leute vom Fünf-Seen-Lauf wollten deshalb Klarheit und schrieben an den Landesverband. Inklusive Mahnung. Keine Antwort. Ein Smalltalk am Rande einer Beratung zum Thema „Integration durch Sport“ im November. Wie problematisch doch die Einführung wäre, hörten sie dabei. Das war's, sagt Dietmar Büch, der Leiter des Orga-Büros. Den Smalltalk nennt der Landesverband „einen ersten Kontakt.“ Immerhin: „Wir haben uns entschlossen, das Thema auf unserem Verbandstag am 28. März in Güstrow ausführlich zu erörtern, da es naturgemäß nicht nur einen Verein betrifft“, schreibt Geschäftsführer Peter Wegner auf Anfrage unseres Magazins.
„Wie können wir Widerstand organisieren?“ Zumindest das Wo ist geklärt. Im Internet. Unter www.fuenf-seen-lauf.de kann bis zum 20. Februar diskutiert werden. Zudem wollen die Schweriner auf die anderen Veranstalter im Land zugehen. Ziel: Eine gemeinsame Position für den Verbandstag. „Werden die Laufveranstalter in angemessener Zahl vor Ort sein, um der Überzahl der traditionell sprintenden, springenden und werfenden Leichtathleten, die vom Finisher-Euro vielleicht profitieren, Paroli bieten können?“ Die Frage klingt wie ein Aufruf.
Hintergrund
Deutschlandweit kamen 2014 mehr als zwei Millionen Läufer bei etwa 3600 Veranstaltungen ins Ziel. Bei offiziellen DLV-Läufen. Es gibt aber auch Läufe, die sich nicht beim Verband anmelden, Firmenläufe zum Beispiel. Der Verband konnte hier bislang keine Gebühr kassieren - bis zu einem Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Die Folge: Ab 2016 soll nun jeder Veranstalter für jeden Finisher ab 18 Jahren einen Euro überweisen, Benefizläufe ausgenommen. Die Gebühr wurde vereinheitlicht. Einheitlich eingeführt und einheitlich erhöht.