Der Feuerwehr-Sammler

  • Kuska
Uwe Rosenfeld sammelt alles, was mit Feuerwehrgeschichte zu tun hat. Winzige Modelle. Ihre großen Vorbilder. Selbst Bügeleisen. 16.000 Dinge sind es schon. Noch mehr könnten es werden. Herr Rosenfeld, sind Sie, mit Verlaub gefragt, ein bisschen verrückt?
04.01.2015
Sylvia Kuska

„Verrückt?“ Ach was! Uwe Rosenfeld winkt ab. „Wenn schon, dann leidenschaftlich!“ So kann man es auch nennen, wenn man Herr ist über 2000 Modellfahrzeuge, 700 Stahlrohre, 450 Helme, 112 „echte“ Feuerwehrautos, 1000 Ehrenzeichen – kurzum 16.000 Dinge, die mit Feuer und seiner Geschichte zu tun haben. „Andere sammeln Briefmarken.“ In einer SMS würde am Satzende ein augenzwinkernder Smiley folgen.

Drei, zwei, eins. Manchmal hat er nächtelang am Rechner gebangt, gehofft und am Ende meistens gejubelt. Seins! Orden, Bücher, Atemschutzmasken. All das kam bequem per Post nach Hause. Die Feuerwehrautos nicht. Um sie zu holen, ist er quer durch Deutschland gefahren. Manchmal auch weit über die Grenzen hinaus. Das macht der 60-Jährige auch heute noch. Mit dem Unterschied, dass er längst nicht mehr selbst im Internet danach suchen muss. Heute melden sich Leute aus aller Welt bei ihm. Sein Name ist in der „Szene“ längst bekannt. Als Feuerwehrhistoriker. Und als Direktor des Internationalen Feuerwehrmuseums Schwerin.

Uwe Rosenfeld ist gerade erwachsen, als seine Sammelleidenschaft beginnt. Die Bundeswehr hat ihn zur Feuerwehr gesteckt. Einen Funken entfacht, aus dem schnell mehr als ein Strohfeuer wurde. Zuerst passte alles noch in Tüten. Dann brauchte er Schachteln. Kartons. Noch mehr Kartons. Regale. Den Keller. Eine Scheune. Als in den frühen 90ern immer mehr Autos dazu kamen, musste eine andere Lösung her. Die bot sich Uwe Rosenfeld 1995 auf einem alten LPG-Gelände in Meetzen bei Gadebusch. Genügend Platz für ein Museum. Fünf Jahre später wird es Landesfeuerwehrmuseum; noch ein paar Jahre später viel zu klein. Der Umzug 2009 nach Schwerin rettet die Halle am Fernsehturm vor dem Abriss. Das Museum wird mit seinem Fundus international. Meetzen bleibt Außenstandort.

Das kurioseste Stück in der Museumssammlung ist ein großer brauner Schlauch von 1880. Er hing einst im Rostocker Rathaus, um bei Feuer Akten aus den oberen Stockwerken zu retten. Daher sein Name: Aktenrettungschlauch.

Und für den Horch G5, sein Lieblingsstück, hat er einst seine Lebensversicherung gekündigt. „Den musste ich einfach haben.“ Allein schon, weil er sehr selten ist.

Gibt es etwas, das ihm in seiner Sammlung noch fehlt? Eine Dampfspritze, das wäre noch was! „Aber davon gibt es nur noch zehn in ganz Deutschland.“

Uwe Rosenfelds neueste Errungenschaft: 750 Bügeleisen aus den vergangenen 400 Jahren. Ein Beispiel, sein Beispiel, für die Kulturgeschichte des Feuers. „Nichts ist dem Feuer so nah wie ein Bügeleisen. Die Entwicklung des Feuers lässt sich am Bügeleisen seit ungefähr 500 Jahren ablesen.“

2000 Stunden verbringt der passionierte Feuerwehrmann im Jahr für das Museum. Jetzt, als Rentner, werden es sicher noch ein paar mehr. „Vergessen Sie nicht, die anderen Kameraden, die sich ehrenamtlich um den laufenden Betrieb kümmern. Wir sind ja ein Verein.“ Im Winterhalbjahr macht das Museum Pause. Ohne Heizung ist es dann zu kalt.

Herr Rosenfeld, sind Sie nicht im besten Sinne doch ein bisschen verrückt? „Naja, vielleicht. Ein bisschen.“