Ein einmaliges Haus in Schwerin

  • Sylvia Kuska
Das kleine Fachwerkhaus in der Buschstraße ist bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv. Viele fragen sich: Wieso wurde es so ungewöhnlich gebaut?
26.02.2014
Sylvia Kuska

Das alte Haus an der Ecke zur 3. Engen Gasse fällt aus dem städtebaulichen Rahmen: Anstelle einer gerade verlaufenden Hauswand ragt das obere Stockwerk einige Zentimeter in die Enge Gasse hinein und zwingt hochgewachsene Menschen, den Kopf einzuziehen. „Das ist das einzige Haus in Schwerin, das heute noch so auskragend ist“, erzählt Stadtführer Hans-Joachim Falk. Auskragung – das ist im Bauwesen der Fachbegriff, wenn Bauteile über die Grundfläche hinausragen.

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Diese Bauweise wurde im Mittelalter häufig bei Fachwerkerhäusern verwendet. Das hatte offenbar steuerliche Gründe. „Die Grundsteuer richtete sich nach der Grundfläche des Hauses. Also versuchte man, diese möglichst klein zu halten“, erzählt der Stadtführer. Der Vorsprung sollte den oberen Stockwerken dann wieder mehr Raum geben.

Wann genau das Haus errichtet wurde, ist unklar. Wetterfahne und Giebelseite tragen die Zahl 1698. „Es wird jedoch vermutet, dass es noch 50 Jahre älter ist.

Im Volksmund wird das Haus, das zur Kunstdrechslerei Zettler gehört, auch Kommodenhäuschen genannt. Warum, ist nicht eindeutig geklärt. Die einen sagen scherzhaft, weil nicht viel mehr als eine Kommode hineinpasst. Andere erinnert die Form des Hauses an eine Kommode.