Top, die Fußball-Wette gilt, Frau Gramkow!

Lionel Messi könnte der Oberbürgermeisterin beim Zocken helfen. Die Sache hat auch nur zwei Haken. Der Argentinier müssten bei der WM auf die Deutschen treffen. Und verlieren. Top, die Wette gilt!
21.06.2014
Sylvia Kuska

Martin Huß sieht die Schweriner Oberbürgermeisterin schon bei sich im Garten sitzen: Der Abend ist lau. Auf dem Grill brutzelt Fleisch. Vielleicht Matambre, Tira de Asado, Bife de Chorizo. Vielleicht aber auch Morcillas oder Chinchulines. Auf jedem Fall was typisch Argentinisches. Asado, nennen die Argentinier es, wenn sie festlich grillen. Lateinamerikanische Rhythmen verteilen sich in der Sommernacht. Posaunenklänge auch. Martin Huß ist Landesposaunenwart, kümmert sich, kurz gesagt, um mehr als tausend Bläser und gut 100 Posaunenchöre in MV, spielt natürlich auch selbst. Und er ist Argentinier, auch wenn sein Name das nicht verrät.

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In seinem Wohnort Barkow, kurz vor Plau am See, ist er bekannt wie ein bunter Hund. Weit darüber hinaus auch. Die Leute mögen seine Leidenschaft für Musik, seine ansteckende Fröhlichkeit, seinen Elan, seine verrückten Ideen. So wie die vom Fußball-Gottesdienst am kommen Sonntag. Kinder tragen Trikots, in der Predigt geht’s um Fußball und gespielt werden lateinamerikanische Lieder. „Wer glaubt, gewinnt“, lautet das Motto.

Ach ja, wer glaubt, gewinnt. Wenn demnächst also Angelika Gramkow bei ihm im Garten des Pfarrgrundstücks sitzt, kann Martin Huß zufrieden lächeln, einen großen Schluck aus seinem Rotweinglas nehmen und genießen. Den lauen Abend, die gewonnene Wette, den süffigen Wetteinsatz. Vergessen wäre die Schmach der letzten WM, als Deutschland die Argentinier im Viertelfinale 4:0 aus dem Turnier kickte.

Zurück in die Realität.

Wer mit Angelika Gramkow zockt, hat schlechte Karten. Als Kind wünschte sie sich zum Geburtstag immer Geld. Sie wusste, bald kommt der Rummel in die Stadt. Das war früher immer so im Herbst. Dort haute sie es an der Losbude auf den Kopp und ging selten mit leeren Händen nach Hause. „Ich bin eine Zockerliese.“ Auch heute noch komme sie an keinem Lostopf vorbei.

Zu einer Wette herausfordern lässt sich die 55-Jährige trotzdem nicht von jedem. Martin Huß und Angelika Gramkow kennen sich seit Jahren, laufen sich immer wieder bei Veranstaltungen über den Weg. Er hält große Stücke auf sie. Sie schätzt ihn, sein Engagement und macht mit, weil sie ein Fußballfan ist. Sie mag Hansa. In der Bundesliga Hertha BSC. Und Frauenfußball. In diesen Tagen schmückt ein Plastikband in den Farben Schwarz-Rot-Gold ihr Handgelenk.

Vor vier Jahren hatten die beiden schon einmal einen Deal. Im Moment steht es 1:0 nach Wetten für Deutschland. Nochmal verlieren? Aber nicht doch! „Wir haben doch einen Spielmacher im Team!“ Eins-Neunzig-Mann Huß meint den kleinen Messi, schwärmt von dessen „Traumtor“ gegen Bosnien-Herzegowina. Als Messi den Gegner austanzt, der Ball erst an den Pfosten prallt und dann doch noch im Tor landet. „So etwas kann nur er.“ Kurzer Einwand unsererseits: Das hat beim letzten Mal auch nicht geholfen!?! Das sieht Martin Huß pragmatisch: Dann müssen Temperaturen jenseits der 30 Grad und mehr als 70 Prozent Luftfeuchtigkeit es eben richten. „Die argentinische Mannschaft ist so ein Klima gewohnt. Die deutsche nicht.“

Beim Zocken verlieren? Das Gefühl ist Angelika Gramkow fremd. „Ich hatte bislang immer ein glückliches Händchen.“ Eine Flasche von ihrem Lieblingswein, Saale-Unstrut, besorgt sie zur Sicherheit trotzdem.

Ob beide Mannschaften bei der WM überhaupt aufeinander treffen, ist noch unklar. Wenn nicht, lässt sich jeder seinen Lieblingswein eben selbst schmecken. Na dann: Prost!

Das ist der WM-Samstag:

18 Uhr: Argentinien - Iran
21 Uhr: Deutschland - Ghana
24 Uhr: Nigeria - Bosnien-Herzegowina