Alte Bußgeldstelle wird nicht zum Heine-Hort

  • Kuska
    Diese beiden Häuser gegenüber der Heine-Schule sollten zum Hort umgebaut werden. In dem hellen Haus war viele Jahre die Bußgeldstelle untergebracht. Jetzt soll an dieser Stelle ein Neubau entstehen.
Die Planungen für den lang ersehnten Umbau liefen bereits, die Fördermittel vom Land sind zugesagt. Jetzt sollen die Häuser in der Werderstraße 66 und 68 aber plötzlich abgerissen werden. Grund ist ein 80 Jahre alter Stapel Baupläne.
28.10.2015
Sylvia Kuska

Noch im Mai hatte der Architekt Besucher zum Tag der Städtebauförderung durch die Räume geführt und das Bauvorhaben erklärt. Nun sind die Pläne Makulatur. Den Planern ist aufgefallen: Die Bauunterlagen stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein. Holzbalken statt Massivdecken. Halbsteinige Ziegelscheiben als Fassade. Komplizierte Pfahlgründungen. Als die Häuser 1923 und 1925 gebaut wurden, habe offenbar jemand gemacht, was er wollte, sagte Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow.

Es ist ein Versuch, zu erklären, warum sich Eltern der Heinrich-Heine-Grundschule weiter gedulden müssen, bis der Hort ausgegliedert und die Schule saniert wird. Den Hortumbau hatten die Stadtvertreter bereits vor zwei Jahren beschlossen, um den steigenden Schülerzahlen an der Schule gerecht zu werden. Nun soll an gleicher Stelle neu gebaut werden. Diese Erkenntnis habe auch sie überrascht und „massiv verärgert“, so die OB.

Wieso fallen die Probleme erst jetzt auf?

Was damit nicht erklärt ist: Wieso fallen die Probleme erst jetzt auf? Schließlich liegen den Umbauplänen doch auch gutachterliche Beurteilungen über die Gebäude zugrunde. Die Grundlage für die bisherigen Planungen seien die vorhandenen Bauunterlagen sowie Sichtprüfungen gewesen, sagt Ulrich Bartsch vom Zentralen Gebäudemanagement der Stadt. In Wände zu bohren oder Decken zu öffnen sei zu diesem Zeitpunkt nicht üblich. Das erfolge erst bei den Feinplanungen. Und die fanden kürzlich statt.
Ergebnis: Die beiden Gebäude könnten nur mit einem extrem hohen Aufwand saniert werden. So müssten laut Bartsch beispielsweise 65 Prozent der tragenden Innenwände ausgetauscht werden. In Zahlen ausgedrückt stünden dann unterm Strich etwas mehr als 4,3 Millionen Euro – und damit eine Million mehr als bislang geplant. „Das macht die Sanierung unwirtschaftlich“, so die OB. Deshalb der Neubau. Kosten: 3,8 Millionen Euro.

Und nun?

Nun muss die Stadtvertretung ihre alten Beschlüsse aufheben und dem Neubau zustimmen.
Nun muss der Neubau geplant, die Architektenleistung neu ausgeschrieben werden.
Nun kann die Kita gGmbH als Hortträger die neuen Räume frühestens ab Februar 2018 – und damit ein halbes Jahr später als zuletzt geplant – nutzen. „Das ist bedauerlich. Wir haben offenbar einen Fehler gemacht. Dafür übernehme ich die volle Verantwortung“, sagt Oberbürgermeisterin Gramkow.
Nun verschiebt sich auch die direkt mit dem Auszug des Hortes verbundene Sanierung der Heine-Schule. Und das vermutlich nicht nur um ein halbes Jahr. Die Schulleitung habe bereits durchblicken lassen, dass sie einen Umzug mitten im Schuljahr für fraglich halte, so Gramkow.
Nun muss die bis 30. Juli 2017 befristete Ausweichhortbetreuung im alten Fridericianum verlängert werden. Die OB geht davon aus, "dass das kein Problem sein wird". 

Wie viel Geld futsch ist? Unklar!

Wie viel Geld in der Konsequenz umsonst für die bisherigen Planungen ausgegeben wurde – das lasse sich noch nicht beziffern, sagt Ulrich Bartsch. „Wir prüfen derzeit mit dem Architekten, inwiefern wir einige Leistungen daraus auch für den Neubau nutzen können.“

Und die bereits zugesagten Fördermittel in Höhe von 2,4 Millionen Euro? „Diese können auch für einen Neubau eingesetzt werden“, lässt uns das Wirtschaftsministerium wissen.

Bleibt noch eine Unwägbarkeit: Die beiden Gebäude in der Werderstraße liegen im Erhaltungssatzungsbereich der Schelfstadt und Werdervorstadt und sind deshalb in ihrem Bestand eigentlich besonders geschützt...