Bei dem Beschuldigten soll es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um ein Gründungsmitglied des gemeinnützigen Vereins handeln. Die Ermittlungen kamen ins Rollen, weil sich eines der Kinder jemandem anvertraut hatte, sagte Pressesprecher Lennart Leuschner auf Nachfrage unseres Magazins. Die Strafanzeige sei in der vergangenen Woche gestellt worden. Im Zuge der Ermittlungen hat das Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft am Freitag Haftbefehl erlassen und Untersuchungshaft angeordnet.

Der Mann ist „dringend verdächtig“, 2014 und 2015 im Rahmen seiner Betreuungstätigkeit mehrere Jungs - zum Teil erfolgreich - aufgefordert zu haben, sich vor ihm zu entblösen. Einige der Kinder soll er zudem gegen ihren Willen im Genitalbereich berührt haben. Die Staatsanwaltschaft spricht von mindestens 16 Fällen. Betroffen seien Kinder zwischen 10 und 13 Jahren. „Darüber hinaus soll er zwei Kindern Videos vorgeführt haben, in denen vermutlich 15- bis 16-jährige Personen bei sexuellen Handlungen gezeigt werden.“ Geschehen sein sollen die Taten laut Staatsanwaltschaft sowohl in Räumlichkeiten des Vereins als auch außerhalb bei Ausflügen. Ob es darüber hinaus weitere Fälle gibt, ist noch unklar. 

Nach Angaben der Stadtverwaltung hat Ende vergangener Woche eine Mutter, die von der Stadt Hilfe zur Erziehung erhält, der zuständigen Sozialarbeiterin ebenfalls einen derartigen Übergriff geschildert. Die Mutter beabsichtige, Strafanzeige zu erstatten. "Das Jugendamt hat die betreuende Sozialarbeiterin gebeten, sie dabei zu unterstützen", so eine Sprecherin der Stadt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von jugendpornografischen Schriften. Der Tatbestand des Missbrauchs sieht im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zehn Jahren vor. Die Verbreitung jugendpornografischer Schriften kann mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden.

Der Verein „Power for Kids“ mit Sitz auf dem Großen Dreesch wurde 2000 gegründet. Er bietet insbesondere sozial schwachen Kindern verschiedene Möglichkeiten, ihre Freizeit zu verbringen. Dazu gehören Sport, Spiele, Tanz, Musik, Billiard sowie Ausflüge in den Ferien und am Wochenende. Der seitens des Vereins gestellte Antrag, als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt zu werden, sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe auf Eis gelegt worden, so die Stadtsprecherin.