Wo sind die Supertalente?
Dienstag, 12.10 Uhr, Sport- und Kongresshalle. Casting für die RTL-Show „Das Supertalent“. Der erste Eindruck: Supertalente sind hier Mangelware. Auf dem Vorplatz ist niemand zu sehen. Von der Halle selbst wird der hintere Teil für die Auftritte genutzt. Zugang nur für Teilnehmer. Und die warten dort, wo es früher zu den Kabinen der Handballer ging. Wenige Sitzreihen, nicht einmal die Hälfte der Plätze ist besetzt.
Erschienen sind: Ein paar aufgeregte Teenager mit ihren Müttern. Ein Mann im hellblauen Sakko, der eine Frau im roten Abendkleid begleitet. Ein Mädchen mit Kopfhörern, das noch einmal den Text durchgeht. Ein Hund. Und Emma Lies. Sie ist eigens aus Lüchow-Dannenberg angereist, um „Everything I do“ von Bryan Adams zu singen. Ihre Supertalent-Nummer klebt am schwarzen Oberteil: 18862. Neben ihr zwei Männer, einer hat einen Cowboyhut auf („Ich bin ihr Maskottchen“), beide müssen zwei Buchstaben auf Krepp tragen - BP, Begleitperson. Sie nennen es „Bundespolizei“. Ihr Witz soll Emma ablenken. Sie ist ein bisschen nervös. Ihr erster Versuch. „Ich könnte auch was von Celtic Woman singen. Hauptsache eine Ballade.“
Es ist 12.35 Uhr. Aus der Tür kommt Andreas Rüsken. Er ist gerade mit seiner Kieler Band aufgetreten. „Biggs B Sonic.“ Sie sind zu dritt, spielen Rockabilly - und sie sehen auch so aus. Pomade im Haar, Schiebermütze, ein Mikro wie aus den 50ern. Wie ist es gelaufen? „Drei Leute waren drin, dazu ein Kameramann und einer für Ton. Alles in entspannter Atmosphäre“, sagt Rüsken. „Die fanden das toll.“ Die Band tritt zwei- bis dreimal pro Woche in Clubs auf, die drei Minuten in Schwerin sind für sie nichts Besonderes. „Wir haben einen Querschnitt aus unseren Songs gespielt“, sagt der 47-Jährige, bevor er sich um „Lissy“ kümmern muss. Der Hund hat die Trinkschale umgestoßen.
Und was ist jetzt mit Bohlen? „Das hier ist eine Vorauswahl“, erklärt eine Frau von der Produktionsfirma Ufa Show & Factual. „Schwerin ist eine von 40 Stationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Auftritte werden nur aufgezeichnet - und es gibt auch noch keine Jury.“ Das heißt: Keine Promis, also auch keine Fans vor der Halle. Erst im Juli erfahren die Teilnehmer, ob sie weiter sind. „Das Supertalent“ gewinnt am Ende 100.000 Euro und einen Auftritt in Las Vegas.
Und in Schwerin? Sind tatsächlich auch Schweriner dabei in der ersten Stunde des Castings. 16 auf einmal sogar. Die 7- bis 9-jährigen Mädchen der Gruppe „Funky Diamonds“ vom Tanzstudio Schlebusch. Deutscher Meister im Hip-Hop. Einige Kinder durften eher aus der Schule, um hier mitmachen zu können.
Es ist 12.55 Uhr, als sie es geschafft haben. Ein paar Minuten noch, dann läuft - Bryan Adams.