Wenn nüchterne Betrachter doppelt sehen

  • Roland Regge-Schulz
    Das neue. Gute Laune auf 264 Quadratmetern,...
  • Roland Regge-Schulz
    ...das halbneue...
  • Roland Regge-Schulz
    und das alte Plakat, ...
Das Beste an der neuen Werbung ist: Die alte ist weg. Endlich verschwunden das leere Theater, als Symbol für die Kulturlandschaft, die eine Bravourlandschaft (was für ein seltsames Wort) sein soll. 264 Quadratmeter Unfug sind verschwunden. Das neue Plakat zaubert ein Lächeln ins Gesicht. Und trotzdem hat man beim Betrachten das Gefühl, mit einem vollen Glas Bier in die Kneipe zu rennen.
13.05.2015
Roland Regge-Schulz

In der Geschwister-Scholl-Straße, am Parkhaus, mit Seeblick, schmückt eine neue Werbung Schwerin. 22 Meter breit und 12 Meter hoch. „Welt trifft Kulturerbe“ steht darauf und in 15 Sprachen werden Besucher aus aller Welt willkommen geheißen.

Eine koreanische Familie knipst ein Selfie von sich. Ihr Lachen ist ansteckend. Vor dem Plakat lächelt der Betrachter mit. Dann schaut er genauer hin und sagt: „Moment mal, das habe ich doch schon irgendwo gesehen... Und zwar genau hinter mir.“
Genau hinter dem Betrachter, da steht das Original, da steht das Schweriner Schloss. Live und in Farbe und zum Anfassen. Davor Touristen beim Selfieknipsen. Weil das Schloss es verdient hat, der Welt mitzuteilen: Ich war hier.

Die Parkhauswand ist ein wirklich schöner Werbeplatz in Schwerin, so vis-à-vis vom Schloss. Wer hier mit dem Auto vorbeifährt, Rad fährt oder spazieren geht, kann Mecklenburgs Schönheit genießen. Wer hier innehält, hat alles im Blick: Stadt, Schloss, See, Bäume und um die Ecke mit Theater und Museum - Kultur satt. Es wäre genau der richtige Platz, um den Schwerinern und vor allem ihren Gästen ein neues Fenster zu öffnen, um eine weitere Facette des Landes zu entdecken. Höfe, Hügel, Flüsse, Strände – Mecklenburg-Vorpommern hat so viel zu bieten. Viel mehr als nur ein doppeltes Schloss. Und sei es auch so schön wie das Schweriner.

Das neue Plakat mit dem Schloss ist ein wirklich feines. Es steht uns Schwerinern gut zu Gesicht, wenn mit dem Motiv in Zeitschriften oder auf Plakaten geworben wird.
Aufgehängt direkt gegenüber des Schlosses ist es leider am falschen Platz.