Helios erhält Herzchirurgie

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Wer eine neue Herzklappe benötigt, kann künftig auch in Schwerin operiert werden. Dadurch reduzieren sich für Patienten aus Westmecklenburg die Wege zu medizinischer Betreuung.
05.11.2015
Sylvia Kuska

Bisher wurden Patienten für Herz-Operationen in die Uniklinik nach Lübeck gebracht. Im Notfall mit einem Hubschrauber. Im vergangenen Jahr sei fast jeden zweiten Tag ein Akutpatient von Schwerin in die Hansestadt verlegt worden, sagte Kardiologie-Chefarzt Prof. Alexander Staudt. Das koste nicht nur Geld, sondern auch Zeit. „Im Notfall geht es um Leben und Tod, da zählt jede Stunde.“ Auch Patienten, denen mithilfe eines Katheters über die Leiste ein Herzklappenimplantant eingesetzt werden soll, müssen dafür nicht mehr nach Lübeck.

Die neue herzchirurgische Abteilung in Schwerin ist Teil eines Herzzentrums, das der private Klinikbetreiber Helios zusammen mit der Uni-Klinik Rostock zum 1. Januar 2016 gründet. Und so sieht die Zusammenarbeit aus: Die Universitätsmedizin Rostock verlagert sechs ihrer derzeit 30 Betten nach Schwerin, stellt die vier Herzchirurgen und drei Kardiotechniker. Alle anderen Fach- und Pflegekräfte und die Technik kommen von Helios. Insgesamt werden für die neue Abteilung 25 neue Mitarbeiter eingestellt, sagt Staudt.
Und in Rostock? Werden dort mit den Betten auch Mitarbeiter abgebaut? „Nein“, sagt Prof. Christian Schmidt, Ärztlicher Vorstand der Universitätsmedizin Rostock. Im Gegenteil: Dort solle die Herzchirurgie weiter ausgebaut werden.

Beide Seiten betonen, das gemeinsame Herzzentrum bringe nicht nur eine bessere Patientenversorgung mit sich, sondern sichere an beiden Standorten auch Arbeits- und Ausbildungsplätze. Und sie erhoffen sich, für Firmen interessant zu werden, die neue Produkte entwickeln wollen.

Der lange Weg zur Schweriner Herzchirurgie

Die Helios Kliniken Schwerin sind schon seit Jahren daran interessiert, in Schwerin eine Herzchirurgie zu etablieren. Mehrere Anläufe, eine Außenstelle der Uni-Klinik Rostock zu werden, scheiterten bisher jedoch. Den Antrag, eine eigenständige Abteilung aufzubauen, lehnte das Sozialministerium mit Verweis auf die bereits vorhandenen Herzchirurgien in Rostock und Karlsburg ab. Eine Außenstelle von Karlsburg zu werden, sei aufgrund der Entfernung keine Alternative gewesen. Vor einem Jahr dann ein neuer Vorstoß in Richtung Rostock. „Jetzt stimmte die Chemie“, sagte Prof. Christian Schmidt. Die Zusammenarbeit gilt zunächst bis 2022 – und löst die langjährige Kooperation mit der Uniklinik Lübeck ab.

Es soll nicht die letzte bleiben, kündigten beide Häuser an. Im Gespräch ist demnach auch eine Vernetzung im Bereich der Onkologie, also der Krebsmedizin.