
Abschiebung am Tag der Roma
Am Flughafen Hannover startet am Dienstag ein Flugzeug nach Skopje in Mazedonien. Es sei ein Charterflug, sagte der Sprecher des Kieler Innenministeriums gegenüber der taz. Nur: Niemand aus der Tourismusbranche hat gebucht. Es handelt sich um eine Sammelabschiebung, auch wenn man das in den beteiligten Ländern nicht so gern hört. MV, Hamburg und federführend Schleswig-Holstein haben mit der Bundespolizei eine Sammelabschiebung für Roma geplant. An Bord sollen mehr als 100 Menschen sein, 21 davon kommen aus Mecklenburg-Vorpommern, hieß es aus Kiel. Das Innenministerium in Schwerin hat die Beteiligung gestern bestätigt, aber keine Zahl genannt.
Offenbar kann es den Behörden gar nicht schnell genug gehen. Erst Ende März ist mit dem Ende des Winters der Abschiebestopp für Flüchtlinge aus dem Westbalkan ausgelaufen. Deshalb der 8. April. „Das zeugt von mangelnder Sensibilität und mangelndem Geschichtsbewusstsein“, sagte Ulrike Seemann-Katz, Vorsitzende des Flüchtlingsrates MV. Der 8. April ist der Internationale Tag der Roma. Er erinnert an den ersten internationalen Roma-Kongress, der am 8. April 1971 in London stattgefunden hat. Er erinnert vielmehr jedoch an die Verfolgung in Nazideutschland, als bis zu 500.000 Sinti und Roma in Konzentrationslagern ermordet worden sind.
Was die Menschen nach ihrer Rückkehr erwartet? „In Serbien herrscht für Roma ein eklatanter Mangel an sauberen Unterkünften, fließendem Wasser, Strom, Ausbildung, Arbeit, Essen und medizinischer Versorgung", so Seemann-Katz. „Vor dem Hintergrund, dass ihnen lückenlose Berichte zur Situation vor Ort vorliegen, sollten sich EU und Bundesregierung - anstatt Roma nach Serbien oder andernorts zurückzuschicken - endlich ernsthaft für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzen.“
In Leipzig wird der Internationale Tag der Roma heute mit Fotoausstellung und Podiumsdiskussion im Neuen Rathaus gefeiert. In Freiburg ist eine Dokumentation zu sehen. Für Musik sorgen u.a. der Geiger Leonard Moisel und die Band „Hammerschmiedstraßenjungs“. Und in Schwerin? Hier wird abgeschoben.