Das Weltbild braucht kein Kontra

  • Hufmann
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Intercity-Hotel, Freitagabend: Die AfD hat einen Gesandten der russischen Botschaft gebeten, die Ukraine-Krise zu erklären. Was das ist? Vor allem clever. 200 Zuhörer sind gekommen, um sich ihr Weltbild bestätigen zu lassen.
29.09.2014
Matthias Hufmann

Die Bösen? Na klar, die USA. Deutschland? Am Gängelband. Russland? Schuldlos in den Konflikt hineingezogen. Zwei Stunden lassen sich in drei Fragen und drei kurzen Antworten zusammenfassen. Georgij Starikowitsch erhält mehrfach Applaus, ebenso wie jeder aus dem Publikum, der in seine Frage „die Imperialisten und ihre Lakaien“ oder Ähnliches unterbringt. Das Publikum ist 60 plus. Einer davon meldet sich zu Wort und schämt sich, Deutscher zu sein. Ein anderer will sich gleich beim Gesandten entschuldigen. Und, ja: Beifall gibt es auch für Medienschelte, alles gegen die „Systemmedien“ kommt hier gut an. Das Nordmagazin? Die „Aktuelle Kamera“ von Mecklenburg-Vorpommern.

Für die AfD ist der Abend perfekt gelaufen. Ein Heimspiel ohne Gegner. Demnächst könnte Egon Krenz zum Vortrag über die DDR eingeladen werden. Oder der Chefredakteur der „Jungen Freiheit“ über Kriminalität berichten. Den Flyer zum Thema jedenfalls konnte man am Freitag schon mitnehmen. „Was Ihnen verschwiegen wird.“ Der Saal im Intercity-Hotel wäre garantiert wieder voll.

„Wann lädt man denn einen Vertreter der Ukraine ein, um seine Sicht der Dinge zu erklären?“ Diese Frage ist erst nach dem Russlandtag der AfD gestellt worden. Am Samstag auf Facebook. Die Antwort von Landesschatzmeister Klaus-Peter Last lautet: „Wen sollen wir denn aus der Ukraine einladen? Vielleicht einen Vertreter der Putschisten aus Kiew, die auf abenteuerliche Weise einen Konfrontationskurs gegen Russland steuern?“

Bei der AfD braucht das Weltbild kein Kontra. Nur Pro.

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