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Die Stimme gegen Mvgida
Es musste dieser Song sein. Selbst geschrieben, laut gespielt. Laut vor allem gegen den Lautsprecher auf der anderen Seite. Der Markt war in zwei Hälften geteilt. Hier 150 Gegendemonstranten, dort 200 Leute, die prinzipiell dagegen sind. Gegen Asylbewerber, Merkel, Presse, GEZ-Gebühren. Dazwischen die Polizei.
Auf Hüpedens Seite spielte die Musik. „Burning Power.“ Wenn man für etwas brenne, beschreibt die 28-Jährige das Lied, „dann macht man es auch.“ Und das hier: Das wollte sie unbedingt machen - Mvgida etwas Kultur entgegensetzen. Das Piano aufgebaut im Säulengang von Café Röntgen. Freunde um sie herum, „denn man weiß ja nie.“ Nur eigene Titel. „Love“ zum Beispiel, in dem es vor allem um Nächstenliebe geht.
Hüpeden sagt am Tag danach, das Konzert sei ein „passender Zufall“ gewesen. Sie sei gefragt worden, eine private Veranstaltung, alles, bloß keine Demo. Hätte sie so vorsichtig gesungen, wäre sie nicht zu hören gewesen. Am Mikro aber musste sie sich durchsetzen - gegen Trillerpfeifen und gegen „Wir sind das Volk“.
Und wie war der Moment, als 200 Leute von der Schmiedestraße auf den Markt marschierten? „Spannend“, sagt Hüpeden. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so viele wären.“ Nervös sei sie jedoch nicht gewesen. „Ich habe einfach weitergespielt.“ Die Schwerinerin ist konzerterprobt, hat eine eigene Band („Marie & The Drummer“), singt, spielt Orgel und Klavier, tritt in Kirchen auf, gibt Musikunterricht. Vor Jahren gewann sie bei „Jugend musiziert“. Und vor kurzem beim MV-Ausscheid von „Local Heroes“, einem Bandcontest, der in allen deutschen Bundesländern sowie in Italien, Österreich und Ungarn stattfindet.
Der 9. Februar 2015? „Eine neue Erfahrung“, sagt sie. 20 merkwürdige Minuten. Um 19.50 Uhr zog Mvgida weiter. Die Anhänger wollen in zwei Wochen wiederkommen und demonstrierenmarschierenspazieren. Lässt sich Maria Hüpeden auch dann etwas einfallen? „Mal schauen“, antwortet sie. Fortsetzung folgt - vielleicht.