Herr Kloss tritt an

  • Hans-Dieter Hentschel
Er sitzt da, wo die Namensliste ausgelegt ist. Die Stadtvertreter tragen sich ein und können gleich eine Straßenzeitung kaufen. Bei ihm. Bei fast jeder Sitzung im Rathaus. Und das seit Jahren. Jetzt tritt Günter Kloss selbst zur Wahl an.
21.05.2014
Matthias Hufmann

Im Wahlbreich 2. Altstadt, Schelfstadt, Werdervorstadt. Hier hat er sich aufstellen lassen. Er steht auf der Liste der Linken, „aber ich bin unabhängig.“ In der Werdervorstadt hatte er mal 100 Stimmen bekommen in einem einzigen Wahllokal. 2004 war das, bei seinem ersten Ausflug in die Politik. Er hatte in der Nähe gelebt.

Heute wohnt er auf dem Dreesch. Im Sommer fährt er immer noch in die Stadt zur Arbeit. In Zwölf-Stunden-Schichten bewacht er die Kulissen der Schlossfestspiele auf dem Alten Garten. Im elften Jahre bereits.  „Security“ steht auf seiner Karte. Und „Discothek“. Aber aus dem Musik-Projekt mit Partner DJ Maik ist nichts geworden. „Keine Förderung für Hartz-IV-Bezieher“, sagt Kloss. Und im Winter sei er nunmal auf Hartz IV angewiesen.

Er wolle sich für den kleinen Mann einsetzen. Das habe er immer getan. In den 90ern zum Beispiel ging er zur öffentlichen Stunde von Sozialminister Hinrich Kuessner. Thema Obdachlosigkeit. Kloss ist ein ruhiger Typ, aber über damals kann er sich heute noch aufregen. „Der Kuessner war überhaupt nicht vorbereitet.“ Wie viele Unterkünfte? Was ist mit der Meldepflicht? Er musste den Minister aufklären.

Der 52-Jährige hat etliche Politiker kommen und gehen sehen. Kwaschik, Claussen, Schwesig. Allen bot er „die straße“ an. Die allermeisten griffen zu und unterstützten das Projekt. Sein Projekt. Seit 1995 gibt es die Straßenzeitung in Schwerin. Seit 1995 ist er dabei. Inzwischen ehrenamtlich. Das heißt: Er verzichtet auf seinen Anteil aus dem Erlös. „Ich habe doch Arbeit“, sagt Kloss.

Und er hat die Politik. Falls er gewählt wird? „Ich würde weiter Zeitungen verkaufen.“ Und falls nicht? „Dann auch.“ Vermutlich gleich bei der ersten Stadtvertretersitzung.

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