Snowden, Caffier und die Brieftauben

Als Lorenz Caffier am Mittwoch eine Breitseite nach der anderen einstecken musste, dachte ich: Das hat er einkalkuliert. Ein bisschen das konservative Profil schärfen, bewusst abgrenzen - und so ein Shitstorm kommt in MV ohnehin nur als Stürmchen an. Dann suchte ich seinen Gastbeitrag auf zeit.de über Snowden und das Internet.
18.06.2014
Ein Kommentar von Matthias Hufmann

Es ist der größte Unsinn, den ich seit langer Zeit gelesen habe. Er ist gegen die Ehrendoktorwürde für Snowden, das kann er sein, das ist Parteilinie. Die Begründung aber: absurd. „Warum bin ich dagegen, ihn in dieser Weise auszuzeichnen?“, fragt er und reicht die Antwort gleich nach. „Weil ich weder den wissenschaftlichen noch den gesellschaftlichen Mehrwert von Snowdens Handeln erkennen kann.“ Keinen gesellschaftlichen Mehrwert: Der Innenminister muss auf einer Insel der Glückseligen leben, jedenfalls scheint er das Thema NSA irgendwie verpasst zu haben. Oder zu ignorieren.

Zumindest anders zu bewerten. „Seit meinem Amtsantritt predige ich, vorsichtig im Umgang mit der Technik zu sein“, empfiehlt Caffier. „Wer seinen Rechner einschaltet, muss sich bewusst sein, dass er von dem Moment an nicht mehr allein ist.“ Was das ist? Kapitulation von Anfang an. Und das als Innenminister. Die Bösen gibt es, also bitte nur übers Wetter schreiben im Internet.

Caffier muss Brieftauben besitzen. Anders geht es eigentlich nicht. „Die Geheimdienste aus Frankreich oder England interessieren sich nicht nur für unsere Bummi-Bücher“, so der CDU-Landeschef. „Ich finde: Man sollte sich im Internet nicht komplett entblößen, dann geht es einem auch besser.“ Das sei aber schon vor Snowden klar gewesen.

Und der Ehrendoktor? „Ich kann nur davor warnen, den Dr. h. c. als Massengut zu betrachten!“ Sollte der Fall am Ende beim Kultusminister landen, weil man sich an der Rostocker Uni nicht über die Titelvergabe einigen könne, dann werde er sich am Kabinettstisch zu Wort melden.

Caffier hat also: einen Abhör-Skandal verharmlost, Grundrechte preisgegeben und zum Schluss noch die Hochschulautonomie in Frage gestellt. „Das ist Satire. Bestimmt. Ganz bestimmt. (bitte)“, schreibt Annett Meiritz auf Twitter. Leider nein.

Der Gastbeitrag von Lorenz Caffier: Hier klicken

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