Trotz Krise: Russland-Tag wird durchgezogen

Gerhard Schröder wird Ehrengast sein und einen Vortrag halten, Erwin Sellering ist der Schirmherr - und knapp 160 Teilnehmer haben sich auch schon angemeldet. Stand heute findet der Russland-Tag am 1. Oktober in Rostock tatsächlich statt. Krise hin oder her.
22.07.2014
Matthias Hufmann

„Die Planungen und Vorbereitungen laufen weiter“, teilte die Staatskanzlei am Dienstag unserem Magazin mit. „Wir beobachten natürlich die aktuellen Entwicklungen und werden angemessen darauf reagieren.“ Die aktuellen Entwicklungen: Das sind der Ukraine-Konflikt, der Abschuss von MH17, die Sanktionen gegen Russland. Was aber heißt „angemessen reagieren“? „Wir behalten uns selbstverständlich vor, die Veranstaltung gegebenenfalls auch nicht durchzuführen“, antwortete der Stellvertretende Regierungssprecher, Oliver Kaiser, auf Nachfrage.

In der Staatskanzlei wird man registriert haben, dass der Druck auf Russland größer geworden ist, dass die EU „restriktive Maßnahmen“ in vier Bereichen vorbereitet, darunter für die Energiebranche. Energie und Energietechnik zählen zu den Schwerpunkten des Russland-Tages. Neben der Maritimen Wirtschaft, Landwirtschaft, Ernährung und Logistik. In einem Referat soll Bahnchef Rüdiger Grube die Impulse liefern, zugesagt hat er aber noch nicht.

Der Russland-Tag wird am 30. September mit einem Abendempfang des Ministerpräsidenten eröffnet. Am nächsten Tag geht es mit Vorträgen und Workshops zum Thema „Deutsch-Russische Kooperation in der Praxis“ weiter. Zum Abschluss sollen Firmen in Wismar besucht werden. „Zurzeit liegen uns etwa 160 Anmeldungen vor, davon sind etwa die Hälfte Zusagen russischer Teilnehmer“, so der Stellvertretende Regierungssprecher.

Ministerpräsident Sellering war Ende April in die Kritik geraten, weil er nach Sankt Petersburg flog und an der Feier zu Ehren von Altkanzler und Nord-Stream-Förderer Gerhard Schröder teilnahm. Ganz oben damals auf der Gästeliste: Wladimir Putin. Ein Vorwurf: Sellering ignoriere politische Realitäten wie die Ukraine-Krise, um Wirtschaftsbeziehungen zu knüpfen und zu pflegen.

Im Landtag verteidigte Sellering später seine Reise. Sie sei „eine hervorragende Gelegenheit“ gewesen, für den Russland-Tag in Mecklenburg-Vorpommern zu werben. „Ich bin zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wurde.“

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