Am Marstall wummern die Place2Beats

  • Mathias Kort/Place2Be
    Im vergangenen Jahr machten 6000 Besucher Party auf der Marstallhalbinsel. In diesem Jahr rechnen die Veranstalter mit bis zu 10.000 Leuten.
Coole Jungs wollen eine coole Open-Air-Party veranstalten. In Schwerin, für Schwerin. Sinngemäß so stand es in dem Vierzeiler an info@schwerin.de. Wo genau ihre E-Mail landet, wussten Björn Beglau und Issa Saleh nicht. Am Wochenende ist ihre Open-Air-Party zum vierten Mal ein „Place2Be“.
19.08.2015
Sylvia Kuska

Björn Beglau und Issa Saleh haben Flausen im Kopf. Klar! Sie sind 19, haben das Abi gerade in der Tasche, das Studium vor sich. Ihre E-Mail ins Stadthaus meinen sie aber ernst. Damals, im Dezember 2011.

Björn und Issa sind Kumpels seit Kindheitstagen, pauken sich gemeinsam durch die Zeit am Fridericianum, organisieren erst die Abi-Partys für die Oberstufe, dann Events im M8 und Zenit. Und sie haben einen Traum: eine eigene Open-Air-Party im Herzen der Stadt. „Weil Schwerin ein schöner Ort zum Feiern und Leben ist.“ Ein „Place2Be“ eben.

Der Vierzeiler findet seinen Weg durchs Stadthaus bis ins Veranstaltungsmanagement. Die Antwort ist neugierig, fragt nach einem Konzept. Die Jungs sind baff. „Das war unsere Chance!“ Ein Sommertag, eine Sommernacht, 4000 Gäste, die Schwimmende Wiese als Bühne für um die 40 DJs und Live-Acts. After-Show-Party im Zenit. Wenn schon, denn schon. Ein paar Wochen später haben sie einen Termin bei Angelika Gramkow. Als sie wieder gehen, ist die Oberbürgermeisterin Schirmherrin.

Let's dance!

Schon im zweiten Jahr ist die Schwimmende Wiese dafür zu klein. Marstallhalbinsel? Marstallhalbinsel! Der landeseigene Betrieb für Bau und Liegenschaften sagt ja mit aber. Ein Aber: Keine Erdnägel in den Boden hauen! Jetzt schützen große Wassertanks die Bühnen bei starkem Wind.

Inzwischen sind aus einem Tag Party drei geworden. „Ein Tag ist ja schließlich kein Festival“, sagt Björn Beglau. Anspruch ist Anspruch. Ob die Stadt das genauso sieht? Und dann auch noch einen provisorischen Campingplatz genehmigt? Bange Fragen vor dem Event im vergangenen Jahr. In diesem Jahr werden die Zelte auf der Paulshöhe aufgeschlagen.

Funk, Hip-Hop, Rap, Techno – Issa Saleh sucht nach Liebhabern. Mainstream hat Bühnenverbot. Am liebsten sind ihm Künstler, die die Szene liebt oder noch gar nicht kennt. Für dieses Jahr hat er 46 Acts klar gemacht. „Am schwierigsten war Lil Jon zu kriegen.“ Issa Saleh wollte ihn unbedingt. Jetzt düst der US-amerikanische Rapper am Freitagabend in seinem Privatjet zwischen Schwerin und einem Gig in Österreich hin und her. „Schwerin ist sein einziger Deutschland-Auftritt in diesem Jahr.“

Zwei Tage noch, dann wummern die Beats über die Marstallwiese. Die Metallzaunabsperrungen stehen. Black-Music-Zelt und Sicherheitskonzept auch. Ordnung. Brandschutz. Verkehr. Gewerbe- und Gaststättenrecht. Baurecht. Jugendschutz. Alles will bedacht sein. Vieles ist inzwischen Routine. Ein besonderes Verkehrskonzept braucht es dagegen nicht, sagt das Ordnungsamt. Auch die Werderstraße bleibt befahrbar. Einzige Einschränkung: In Höhe Marstall wird die Geschwindigkeit auf 10 km/h beschränkt.

Laut wird’s Freitag und Samstag bis Mitternacht. Dann geht Schutz vor Lärm und die Party im Tivoli weiter. Mit ihrem neuen Club haben Björn Beglau und Issa Saleh zusammen mit Kumpel Sebastian Dick vor ein paar Monaten die jahrelange Leere aus dem alten Thalia vertrieben.

Und wo auf ihrer Party tanzen Björn Beglau und Issa Saleh herum? „Überall und nirgends.“ Immer erreichbar für Team, Sicherheitskräfte, Ordnungsamt. Nur die Tanzfläche, die ist für die beiden Veranstalter kein "place to be". 

Nähere Infos zur Veranstaltung gibts unter www.p2b-festival.de