Schwerin hat jetzt eine Kita mehr

  • Sylvia Kuska
    Die neue Kita liegt nur einen Steinwurf von den Dreescher Werkstätten entfernt (Bild 1 von 9).
  • Sylvia Kuska
    Mit einer eigenen Kita betreten die Dreescher Werkstätten Neuland. In den Räumen haben 24 Krippen- und 45 Kindergartenkinder Platz. Im Kindergarten sind auch noch Plätze frei.
  • Sylvia Kuska
    Anni gehört zu den ersten Kindern, die die "Dreescher Zwergstätten" besuchen werden.
  • Sylvia Kuska
    In den integrierten Küchen können die Kindergartenkinder ihr Frühstück selbst zubereiten. Das pädagogische Konzept folgt einem Zusammenspiel aus Montessori und Integration.
  • Sylvia Kuska
    Ein Blick ins Krippen-Bad.
  • Sylvia Kuska
    Breite Flure, keine Treppen: Die gesamte Kita ist barrierefrei gestaltet. Mit dem Bau haben die Dreescher Werkstätten auch elf neue Arbeitsplätze geschaffen: für Erzieher, in der Hauswirtschaft und Verwaltung.
  • Sylvia Kuska
    Die Kita hat acht integrative Plätze, einen eigenen Therapieraum und kooperiert mit dem Kinderzentrum.
  • Sylvia Kuska
    Die Leitung der Kita hat Stephan Hüppler in die Hände von Katja Spitzer gelegt. Für die eigenen Beschäftigten übernehmen die Dreescher Werkstätten die Hälfte der Elternbeiträge.
  • Sylvia Kuska
    Quergedacht und einprägsam: Den Namen für die Kita dachte sich ein Leser der Schweriner Volkszeitung aus. Sie hatte zusammen mit den Dreescher Werkstätten zu einem Wettbewerb aufgerufen.
Wo? Abseits von Wohnvierteln. Am äußersten Rande der Stadt. Und doch mitten im Leben.
16.09.2017
Sylvia Kuska

Stephan Hüppler ist gerade mal ein halbes Jahr da, als bei den Dreescher Werkstätten ein wahrer Babyboom beginnt. „Fast jeden Monat eröffnete uns eine Mitarbeiterin, schwanger zu sein.“ Das lässt den Geschäftsführer nachdenken. Allem voran über mehr Familienfreundlichkeit im Unternehmen. Je mehr er darüber nachdenkt, umso bewusster wird ihm: Hier, im Gewerbegebiet Süd, gibt es 3500 Arbeitsplätze. Aber keine Kita.
Eine Idee ist geboren.

Sylvia Kuska
Nele schaute sich genau an, welche Spielsachen ihre kleine Schwester Anni in der Krippe erwarten. Dieses Märchenbuch, zum Beispiel. Ein Geschenk der Ministerpräsidentin.
Heute, drei Jahre später, ist die Idee zu einem blaugrüngelbockerfarbenen Flachbau erwachsen. Er steht am südlichsten Rand der Stadt, in der Robert-Bunsen-Straße. Weit ab von Innenstadt und Wohngebieten. Aber mitten im Leben derer, die keinen Nine-to-Five-Job haben: Die Erzieher sind von 5.30 bis 20.30 Uhr da.

Lange Bürokratie, kurze Bauzeit

Eine Kita zu bauen, ist keine Entscheidung, die ein Träger allein treffen kann. Hier haben auch die Stadt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe und die Stadtvertreter ein Wörtchen mitzureden. Über allem steht die Frage: Ist der Bedarf dafür überhaupt da? Die städtische Prognose sagt: ja. Die Realität auch: Die 24 Krippenplätze waren schon im Juni belegt.

Kita-Bedarfsplanung, Baugenehmigung, Fördermittelanträge, Ausschreibungen. Das zieht sich. Die Bauzeit selbst ist kürzer als eine Schwangerschaft gewesen. Binnen acht Monaten werden die „Dreescher Zwergstätten“ aus dem Boden gestampft.

Großer Rummel um die Kleinen

Stephan Hüppler steht im Foyer, schüttelt Hand um Hand. Es gibt Glückwünsche. Blumen. Geschenke. Es ist wie nach einer Geburt: Freunde, Verwandte, alle kommen, wollen einen Blick auf das Baby werfen. Die Gästeliste ist prominent. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ist da. Oberbürgermeister Rico Badenschier. Stadtvertreter. Landtagsabgeordnete. Der Bürgerbeauftragte des Landes. Geschäftsführer anderer freier Kita-Träger. Wegbegleiter.

Neugierig wimmelt der Tross von Raum zu Raum. Bunte Farben. Helles Holz. Breite Flure. Therapieraum. Kinderrestaurant. Keine Schwellen, Stufen, Barrieren. Begeisterung. Die wichtigsten Gäste lassen sich von dem ganzen Rummel nicht stören. Sie brabbeln zufrieden vor sich hin und haben nur Augen für Bauklötzer.

Offen für alle

Konzept, Auslastung, Verpflegung, Elternbeiträge – die Fragen der Eltern sind für Kita-Leiterin Katja Spitzer bereits Routine. „Bei uns werden 69 Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam groß.“ Ein Teil der Plätze ist den Beschäftigten der Dreescher Werkstätten als Betriebskita vorbehalten. Darüber hinaus stehen die „Dreescher Zwergstätten“ allen offen. Auch anderen Firmen als betriebsnahe Kita, betont Stephan Hüppler.

Sylvia Kuska
Mit einem Schlüssel aus Brötchenteig machten Werkstätten-Geschäftsführer Stephan Hüppler, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Kita-Leiterin Katja Spitzer und OB Rico Badenschier es am Freitag offiziell: Die "Dreescher Zwergstätten" sind eröffnet.
1,9 Millionen Euro haben die Dreescher Werkstätten für ihre erste Kita verbaut. Den größten Teil der Rechnung haben Land, Bund und Europa übernommen: Rund 953.000 Fördereuro stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Zudem profitierten die Baupläne mit 323.600 Euro vom Investitionsprogramm von Bund und Ländern, das den Ausbau von Krippenangeboten unterstützt.

Der teuerste Platz kostet Eltern 205 Euro

Und wie teuer wird’s für Eltern? „Ein Ganztagsplatz in der Krippe kostet im Monat 205 Euro, im Kindergarten 181 Euro“, sagt Dieter Eichler. Er leitet die Verwaltung der Werkstätten und ergänzt: Diese Beträge sind für ein Jahr fest mit der Stadt vereinbart. In der Zeit werden sie nicht steigen.

Die Häppchen sind verzehrt, die Anmeldeformulare weniger geworden. Langsam kehrt Ruhe ein. Zeit für letzte Handgriffe und Details. Am Montag kommen die ersten Kinder.

Und wer weiß, vielleicht bekommen die „Dreescher Zwergstätten“ irgendwann einmal einen Geschwisterbau. Stephan Hüppler schließt es jedenfalls nicht aus, mit der Kita-Idee noch einmal schwanger zu gehen.