Schwerin hat jetzt eine Kita mehr
Stephan Hüppler ist gerade mal ein halbes Jahr da, als bei den Dreescher Werkstätten ein wahrer Babyboom beginnt. „Fast jeden Monat eröffnete uns eine Mitarbeiterin, schwanger zu sein.“ Das lässt den Geschäftsführer nachdenken. Allem voran über mehr Familienfreundlichkeit im Unternehmen. Je mehr er darüber nachdenkt, umso bewusster wird ihm: Hier, im Gewerbegebiet Süd, gibt es 3500 Arbeitsplätze. Aber keine Kita.
Eine Idee ist geboren.
Lange Bürokratie, kurze Bauzeit
Eine Kita zu bauen, ist keine Entscheidung, die ein Träger allein treffen kann. Hier haben auch die Stadt als Träger der öffentlichen Jugendhilfe und die Stadtvertreter ein Wörtchen mitzureden. Über allem steht die Frage: Ist der Bedarf dafür überhaupt da? Die städtische Prognose sagt: ja. Die Realität auch: Die 24 Krippenplätze waren schon im Juni belegt.
Kita-Bedarfsplanung, Baugenehmigung, Fördermittelanträge, Ausschreibungen. Das zieht sich. Die Bauzeit selbst ist kürzer als eine Schwangerschaft gewesen. Binnen acht Monaten werden die „Dreescher Zwergstätten“ aus dem Boden gestampft.
Großer Rummel um die Kleinen
Stephan Hüppler steht im Foyer, schüttelt Hand um Hand. Es gibt Glückwünsche. Blumen. Geschenke. Es ist wie nach einer Geburt: Freunde, Verwandte, alle kommen, wollen einen Blick auf das Baby werfen. Die Gästeliste ist prominent. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig ist da. Oberbürgermeister Rico Badenschier. Stadtvertreter. Landtagsabgeordnete. Der Bürgerbeauftragte des Landes. Geschäftsführer anderer freier Kita-Träger. Wegbegleiter.
Neugierig wimmelt der Tross von Raum zu Raum. Bunte Farben. Helles Holz. Breite Flure. Therapieraum. Kinderrestaurant. Keine Schwellen, Stufen, Barrieren. Begeisterung. Die wichtigsten Gäste lassen sich von dem ganzen Rummel nicht stören. Sie brabbeln zufrieden vor sich hin und haben nur Augen für Bauklötzer.
Offen für alle
Konzept, Auslastung, Verpflegung, Elternbeiträge – die Fragen der Eltern sind für Kita-Leiterin Katja Spitzer bereits Routine. „Bei uns werden 69 Kinder mit und ohne Handicap gemeinsam groß.“ Ein Teil der Plätze ist den Beschäftigten der Dreescher Werkstätten als Betriebskita vorbehalten. Darüber hinaus stehen die „Dreescher Zwergstätten“ allen offen. Auch anderen Firmen als betriebsnahe Kita, betont Stephan Hüppler.
Der teuerste Platz kostet Eltern 205 Euro
Und wie teuer wird’s für Eltern? „Ein Ganztagsplatz in der Krippe kostet im Monat 205 Euro, im Kindergarten 181 Euro“, sagt Dieter Eichler. Er leitet die Verwaltung der Werkstätten und ergänzt: Diese Beträge sind für ein Jahr fest mit der Stadt vereinbart. In der Zeit werden sie nicht steigen.
Die Häppchen sind verzehrt, die Anmeldeformulare weniger geworden. Langsam kehrt Ruhe ein. Zeit für letzte Handgriffe und Details. Am Montag kommen die ersten Kinder.
Und wer weiß, vielleicht bekommen die „Dreescher Zwergstätten“ irgendwann einmal einen Geschwisterbau. Stephan Hüppler schließt es jedenfalls nicht aus, mit der Kita-Idee noch einmal schwanger zu gehen.