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Blumen für die Blumenfrau
Vor ein paar Wochen sah es an dieser Stelle noch ganz anders aus. Steckvasen lagen wie fallengelassen am Grab herum, der Engel war umgefallen. Koniferenzweige bedeckten das Beet. Kein floraler Farbtupfer, kein winterhartes Gesteck. „Verloddert“ nannte ein Leser den Zustand. Die Stadt sprach von „Wintereindeckung“.
Nun hat der Frühling auch auf Bertha Klingbergs Grab auf dem Alten Friedhof Einzug gehalten. Ganz so, wie es der Pflegevertrag vorsieht: Im Frühjahr werden Primeln gepflanzt, im Sommer Fleißige Lieschen oder Knollenbegonien, so die Friedhofsverwaltung. Entlang des Grabstättengitters wächst Euonymus. Rings um das Beet ebenso. „Im Herbst wird die Grabstätte mit Koniferengrün abgedeckt – wie traditionell üblich auf privaten Grabstätten.“
16-mal im Jahr schaut eine Gartenfirma am Grab vorbei. Sie pflanzt die Blumen, schneidet die Hecke, wässert, jätet, entsorgt verwelkte Sträuße und Laub. Mitarbeiter des Eigenbetriebes Stadtwirtschaftliche Dienstleistungen Schwerin (SDS) schrubben zudem im Frühjahr Grabstättengitter und Grabmal.
„Mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft, die rein rechtlich gesehen mit dem Tode erlischt, ist nicht automatisch die Pflege des Grabes auf Kosten der Kommune verbunden“, heißt es aus der Stadtverwaltung. Weil Bertha Klingberg jedoch keine Angehörigen mehr hatte, entschied sich die Stadt, auf eigene Kosten einen Pflegevertrag für das Grab der 2005 verstorbenen Schwerinerin abzuschließen. Zudem werde Bertha Klingberg zu ihrem Geburts- und Todestag mit Blumen geehrt. Entweder am Grab oder an der Statue auf dem Bertha-Klingberg-Platz. „Das kann natürlich auch jeder andere Schweriner tun, der die Blumenfrau auf diese Art ehren möchte“, so die Stadt.