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Das Sieben-Seen-Center, seelenlos
„Wir haben uns gefragt: Wo sind viele Menschen? Dort wollen wir auf das Thema aufmerksam machen“, sagt Uta Krause. Das Thema heißt Suizid. 17 Todesfälle hat es im vergangenen Jahr allein in Schwerin gegeben. „Der 10. September ist ein Tag der Trauer und des Gedenkens.“
Die Leiterin der Telefonseelsorge hat Plätze und Straßen gefunden. Markt, Stadthaus, Marienplatz, Dreescher Markt, Platz der Freiheit, Rahlstedter Straße. Überall werden Kerzen verschenkt, die um 21 Uhr ins Fenster gestellt und als Zeichen der Verbundenheit angezündet werden sollen. 5000 insgesamt. Es wird einen Büchertisch zum Thema bei Hugendubel geben, ein Lesertelefon bei der SVZ, einen Vortrag im Demmlersaal, in Bussen und Bahnen wird für die gemeinsame Aktion von Telefonseelsorge, Anker Sozialarbeit, Gesundheitsamt, Seniorenbeirat und Hospizdienst der Caritas Parchim geworben.
Viele machen mit. Aber nicht alle. Krause hat beim Sieben-Seen-Center nachgefragt und eine Absage erhalten. Weder in der Passage noch auf dem Parkplatz dürfen Kerzen verteilt werden. „Der Stand passe nicht ins Verkaufskonzept, hat man uns gesagt“, so Krause. Bloß nicht die seichte Stimmung verderben? Das Center bestätigt sein Nein. Für weitere Informationen bittet man jedoch, auf die Rückkehr der Managerin aus dem Urlaub zu warten.
Uta Krause hat sich mit der Absage nicht zufrieden gegeben. Sie ist am Donnerstag hingefahren und hat sich in den Geschäften umgehört, ob man nicht wenigstens Plakate aufhängen könne. „Die Resonanz war fast durchweg positiv.“ Über Umwege landet das Thema also doch noch dort, wo viele Menschen einkaufen.
Und in der Marienplatzgalerie? „Da haben wir es nicht versucht", sagt Steffen Block vom Förderverein der Telefonseelsorge. Und im Schlossparkcenter? „Die haben uns nicht geantwortet." Keine Antwort? Das Schreiben liege nicht vor, heißt es im Center-Management. Sobald es da sei, werde man sich auch damit befassen.
Vielleicht gehen ja noch mehr Lichter auf.