Der Kommissar wird Hausmeister auf dem Dreesch

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    Schauspieler Charlie Hübner am Set (Bild 1 von 13)
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    Ellen (Christina Große) zieht von Berlin in die Platte nach MV.
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    Christina Große spielt Ellen. Die Frau, in die sich Roger (Charly Hübner) verliebt.
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    Renate Krößner, Barbara Philipp, Charly Hübner
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    Requisiten, Requisiten, Requisiten.
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    Christoph Jungmann, Regisseur Bartosz Werner, Christiane Große, Charly Hübner, Barbara Philipp (v.l.n.r.)
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    Dieses Bad wurde extra in die leere Wohnung eingebaut.
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    Ein Blick in die gute Stube von Roger.
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    In Rogers Küche
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Sie haben Charly Hübner in der Hamburger Allee gesehen? Das kann gut sein. Der Schauspieler, der sich sonst als raubeiniger Kommissar beim Polizeiruf in Rostock herumtreibt, dreht gerade eine Liebeskomödie in der Stadt. Dort, wo Schwerin nicht ganz so romantisch ist.
03.10.2014
Sylvia Kuska

Olaf Neumann hat einen Logenplatz. Er steht auf seinem Balkon in einem der oberen Stockwerke und guckt auf Kameras, Mikrofone, Kabel und Scheinwerfer. Unten rollt ein Umzugswagen vors Haus. Das ist selten geworden in dem Plattenbau an der Hamburger Allee. Dort, wo die Hausnummern längst dreistellig sind, fahren sie normalerweise voll beladen mit Möbeln und Kartons weg. Am Donnerstagnachmittag also kommt einer an. Das Drehbuch will es so.

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Olaf Neumann ist kein Schauspieler. Seinen richtigen Namen behält er auch lieber für sich. Er möchte keinen großen Rummel. Er und seine Frau wohnen in dem Block, in dem die Filmcrew gerade den Film „Anderst schön“ dreht. Gleich neben der Kepler-Passage. Und doch sind sie irgendwie auch Teil des Teams. Für einen Tag war ihre Wohnung Drehort. Wenn der Film im nächsten Jahr im Fernsehen läuft, werden die beiden sie jedoch kaum wiedererkennen.

Vor ein paar Wochen hing im Hausflur ein Zettel. Die Filmcrew suchte noch eine vermietete Wohnung für die Dreharbeiten. „Wir waren neugierig und meldeten uns", sagt Olaf Neumann. Wann hat man schon einmal Gelegenheit, Teil eines Films zu sein? Ein paar Tage später standen zehn Leute vom Filmteam vor der Tür. Ganz schön viele für zwei Räume. „Sie haben jeden Winkel unserer Wohnung fotografiert, erklärt, was alles verändert werden muss und uns versichert, dass am Ende alles wieder an seinem Platz stehen wird.“

Gedreht werden sollte am vergangenen Montag. Am Freitag zuvor haben Filmleute das Sofa der Neumanns gegen zwei alte Sessel ausgetauscht, einen Kronleuchter aufgehängt, einen kleineren Fernseher reingestellt. Jetzt sah die Stube aus wie aus der Zeit gefallen. „Wir hätten noch bis Montag in unserer Wohnung bleiben können. Wir haben uns aber nicht mehr wie zu Hause gefühlt und sind in den Garten gezogen.“ Inzwischen steht wieder alles an seinem Platz.

Niels Hansen ist erster Aufnahmeleiter und hat lange nach einem geeigneten Drehort gesucht. In Boizenburg. Hagenow. Karstädt. In Schwerin wurde er fündig. Auch, weil die Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft mitspielte. Die Crew mietete vier leerstehende Wohnungen in einem Block in der Hamburger Allee. Zwei zum Drehen. Zwei als Garderobe und Rückzugsraum für die Schauspieler.

Eine der Wohnungen haben die Kulissenbauer vollkommen umgemodelt: Blümchentapete, neues Bad, dunkle, schwere Möbel.  Die perfekte Wohnung für Roger, gespielt von Charly Hübner. Er arbeitet in der Platte als Hausmeister. Irgendwo in MV. Übrig gebliebene DDR-Anhänger, gescheiterte Genies, künstlerische Neonazis und eine Sängerin (gespielt von Steffi Kühnert, „Sommer vorm Balkon“) bevölkern sein kleines Universum. Roger hat einen großen Wunsch: die große Liebe zu finden. Als die Berlinerin Ellen (Christina Große, u.a. „Tatort“) einzieht, steht sie vor ihm, seine Traumfrau. Wenn da nicht Rogers Mutter (Renate Krößner, „Solo Sunny“) auch noch ein Wörtchen mitreden würde.

Seit anderthalb Wochen wird in Schwerin gedreht. Zwischen Häusern auf dem Berliner Platz. Auf Spielplätzen und in der Hamburger Allee. „Knapp die Hälfte des Filmes ist im Kasten“, sagt Producerin Ilka Foerster. In ein paar Tagen werden die Kameras in Hamburg aufgebaut.

Und was bedeutet nun das seltsame „Anderst“ im Filmtitel? Auf diese Frage hat Niels Hansen schon gewartet. „Die Antwort gibt's im Film.“ Voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 im Ersten.

Wer Charly Hübner schon vorher als raubeinigen Kommissar Bukow sehen möchte: Am 2. November läuft der nächste Polizeiruf 110 mit ihm.