
Dienstag ist der Montag im Web
Ein schmaler Steg bis zur Tür, drinnen knarren die Dielen. Die Kneipe steht auf dem Schweriner See und ist alt. In einer Nische drinnen wird am morgen gebastelt. Es ist der dritte Dienstag im Monat, also Webmontag. Ein offenes Treffen für alle, die mit und für das Internet arbeiten. Egal ob sie nun Anwender, Entwickler, Gründer, Blogger, Podcaster oder Designer sind. Der Ablauf ist nicht vorgeschrieben, folgt aber einem Muster. Ein kleines Hallo und ein großes Bier (kann auch Cola/Wein oder Wasser sein). Dann ein bis zwei kurze knappe Vorträge, dann lockere Runde zum Verarbeiten. Die letzten beenden den Montag in der Regel am Mittwochmorgen am letzten Tresen der Stadt.
Die Orte wechseln. Mal ist es ein kalter Sitzungsraum, mal eine Kneipe. Heute ist es der Angler II in der Bornhövedstraße. Ein Raum am Raum mit flacher leicht durchhängender Decke. Der Beamer brummt Bilder auf die Leinwand. Die Runde ist übersichtlich, ein knappes Dutzend Leute, die Themen diesmal sehr speziell. Was ist Elasticsearch? Wer nutzt es, was kann es, wie funktioniert es, wie wird es installiert und benutzt. Christian Kipke erklärt, dass die Daten so geschaufelt werden, dass das ganze System performant läuft und dass im Cluster der Balancer die Daten auf die Worker verteilt. Kurz und knapp ist heute abend woanders. Die Raucher atmen draußen durch. Lars Kruse erzählt vom Rostocker Hackspace. Ein Treffpunkt zum Basteln, Tüfteln und Reden und von seiner neuen Heimat im Stadthafen. Ganz deutsch, mit Satzung und Verein in Gründung.
Heute wandern viele Begriffe aus einem Paralleluniversum der Webentwickler durch den Raum. Wer sie versteht, nickt wissend. Wer nicht, hat sie jetzt wenigstens einmal gehört und kann sie jetzt einordnen.
Der Webmontag ist keine Veranstaltung ausschließlich für Programmierer und Webentwickler. Das richtige Schreiben einer Pressemitteilung war schon Thema und es wurde erklärt, wann Texte lesbar sind und wann nicht, die Rechenzentren der Wemag und von Planet-IC wurden besichtigt.
"Der Webmontag ist eine offene Veranstaltung", sagt Mitorganisator Michael Milz, "wer will, kann kommen, wer etwas zu sagen hat, kann sein Thema vorschlagen." Anmelden vorher ist natürlich nicht schlecht, das hilft bei der Raumwahl. Interessierte sollten sich schon einmal den dritten Dienstag im März vormerken. Dann geht es weniger nerdig zu. Geplant sind Vorträge zu PR-Fehlern und um ein Notstromaggregat.
Den Schweriner Webmontag gibt es seit zwei Jahren. Den ersten in Deutschland gab es Ende 2005 in Köln. Es ging und geht um das Internet von morgen, auch Web 2.0 genannt. Die Veranstaltungen sind nicht kommerziell. Das Bier muss aber trotzdem bezahlt werden. Die Dielen knarren immer noch. Nur hören sie sich jetzt wissender an. Es sind jetzt Dielen 2.0 im Angler II.