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Grundwasser noch immer mit Arsen belastet
Welcher Bereich ist betroffen?
Das lasse sich nicht auf ein genaues Gebiet eingrenzen, sagt Umweltdezernent Bernd Nottebaum. Aufgefallen sind die erhöhten Werte an einer Messstelle auf dem Hof der Jahnstraße 11/13. Die 27 weiteren Messstellen im direkten Umkreis zeigen unauffällige Arsen-Werte. Als betroffene Anwohner gelten all jene, die im Bereich Münzstraße, Schliemannstraße, Jahnstraße, Grüne Straße wohnen. Ob das Grundwasser tatsächlich in all diesen Straßen betroffen ist, ist noch nicht klar. Dazu müssten weitere Messgeräte aufgestellt werden. Das ist im Moment aber nicht vorgesehen.
Wie hoch sind die ermittelten Werte?
Bislang wurden drei Proben untersucht. Im Februar lag der Arsengehalt bei 303 Mikrogramm/Liter, im März bei 247 und im Mai bei 197. Der Grenzwert liegt bei 60 Mikrogramm. Auch im Stauwasser sind die Werte gestiegen: von 3 Mikrogramm/Liter im Februar auf 21 Mikrogramm im Mai. Dieses Wasser befindet sich nur ein paar Zentimeter unter dem Boden.
Wie kommt das Arsen ins Grundwasser?
Das ist nach wie vor nicht bekannt. Einen Zusammenhang mit der ehemaligen Galvanik hält Doris Sacharowa für unwahrscheinlich. Die Diplom-Hydrogeologin wertet die Proben aus und erstellt die Gutachten dazu. Aus jetziger Sicht vermutet sie, dass die hohen Werte geologisch bedingt sind. Aber auch lokale Verkippungen von arsenhaltigen Schadstoffen wie Rattengift oder Pestizide könnten als Ursache in Frage kommen.
Kommen Anwohner mit Grundwasser in Berührung?
Normalerweise nicht, sagt Bernd Nottebaum. Grabungen, Bohrungen und Baumaßnahmen, durch die Grundwasser freigelegt wird, setzen immer eine behördliche Genehmigung voraus. Entsprechende Anträge lägen nicht vor – und würden derzeit auch nicht genehmigt. Die Nutzung des Grundwassers wäre ohne Reinigung nicht möglich.
Ist das Trinkwasser gefährdet?
Nein, sagt Gerit Hübner vom Gesundheitsamt. Das Trinkwasser für den betroffenen Bereich kommt aus dem Wasserwerk in Mühlenscharrn und wird nicht aus dem Grundwasser in der Schelfstadt gewonnen.
Kann man angebautes Gemüse noch essen?
Aus jetziger Sicht des Gesundheitsamtes ja. Über dem Grundwasser befindet sich eine mehr als ein Meter dicke Torfschicht. Diese halte das Arsen zu mehr als 93 Prozent zurück. Damit könne nur ein sehr geringer und unschädlicher Teil in den Oberboden gelangen – also in die Erde, in der das Gemüse wächst. Auch die gestiegenen Arsenwerte im Stauwasser, das oberhalb der Torfschicht liegt, seien dafür nicht bedenklich. Wichtig sei, das Gemüse gründlich zu reinigen.
Ob und wie sehr der Oberboden tatsächlich belastet ist, wurde bislang aber noch nicht untersucht. Das ist erst für Juli geplant!
Ist es ein gutes Zeichen, dass die Werte zurückgehen?
Das lässt sich nicht eindeutig beantworten, weil die Gutachter noch nicht wissen, wieso die Werte sinken. „Das könnte auch jahreszeitlich bedingt sein“, sagt Doris Sacharowa.
Wie kamen die höheren Werte ans Licht?
Im Bereich Puschkinstraße 20 / Münzstraße 25 befand sich früher einmal der VEB Galvanik, durch den Schadstoffe wie Chrom 6 in den Boden ringsherum gelangten. Um die Schäden in diesem Bereich festzustellen, werden seit 2010 regelmäßig Proben entnommen, sagt Doris Sacharowa. Insgesamt 28 Messstellen wurden im Umkreis eingerichtet. Die in der Jahnstraße 11/13 steht erst seit Januar. Es könnte also durchaus sein, dass das Grundwasser dort schon viel länger viel zu hohe Arsenwerte hat. Chrom 6 wurde dort dagegen nicht gefunden.
Wie geht es jetzt weiter?
Die nächste Grundwasserprobe soll im August entnommen werden. Im Juli wird der Oberboden untersucht. „Sollten sich Anhaltspunke für Bodenbelastungen ergeben, werden die Eigentümer und Nutzer der betoffenen Bereiche direkt über das Umweltamt informiert“, so die Verwaltung.
Wirkt Arsen per se giftig?
Das kommt auf die Dosis an. In niedrigen Dosen wird es auch zur medizinischen Behandlung eingesetzt. In hohen Dosen ist es giftig. Gerit Hübner betonte, dass der Wert, ab dem das Gesundheitsamt mit Maßnahmen reagiere, deutlich unter den schädlichen Werten liege.
Weitere Informationen gibt es unter www.schwerin.de. Dort ist auch das Gutachten nachlesbar.