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Hat's geschmeckt?
„Links liegen die Grillen, in der Mitte die Maden, rechts die Mehlwürmer, obendrauf die Riesenheuschrecke“, erklärt die Frau am Stand von Insektenkoch Frank Ochmann das Menü. Und man kann wirklich alles essen? Kopf? Beine? Alles? „Alles!“, versichert sie und wünscht guten Appetit.
Fremde Augen warten gespannt, dass die Finger in die Pappschale greifen. „Ich könnt das ja nicht essen“, raunt ein Passant seinem Begleiter zu – und beißt in sein rabenschwarzes Hotdog-Brötchen.
Der Markt gleicht einem großen Esszimmer. Die Street-Food-Karawane bittet zu Tisch. Gut, wer spät gefrühstückt hat. Zur Mittagszeit sind die Schlangen lang, Plätze rar. Drumherum und dazwischen werden Rindfleisch, Spanferkelscheiben, Tomaten, Rucola, Tofu, Pesto, Mozzarella und mehr zu Burgern getürmt. Kartoffeln zu Spiralen gedreht. Frühlingsrollen aus Afrika serviert. Bio-Pommes frittiert. Schwarze Hotdogs belegt. Cupcakes mit Kalorien nach Wahl verziert. Insekten in der Pfanne geröstet.
Die fremden Augen warten noch immer. Der eigene Mut auch. Er geht erst sicher, dass sich auch wirklich nichts mehr bewegt. Gut riechen die Krabbler ja. Nach Knoblauch und Kräutern.
Die Finger fischen nach einer Grille. Beine, Flügel, Fühler – alles noch dran. Mund auf. Augen zu. Überraschung. Es schmeckt. Anders, als der Kopf dachte. Kross wie knusprige Hähnchenhaut. Würzig. Ein bisschen nach Nuss und doll nach Knoblauch. Als auch Heuschrecke, Mehlwurm, Made den Kopf überzeugt haben, knabbern sie sich weg wie Chips. „Ein Dip hätte gut dazu gepasst“, hören die Ohren zu den fremden Augen. Die blicken noch einmal zur Schlange bei den Grillen. Und entscheiden sich dann doch für Pommes.