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Herr Prieß und der Neustart nach dem Feuer
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Es ist der 23. Oktober, ein Donnerstag, als sein technischer Leiter ihn frühmorgens aus dem Bett klingelt. „Die Firma brennt!“ Als Hans Günter Prieß das Gelände erreicht, steht er vor fünf verkohlten Fahrzeuggerippen. Die Flammen haben sich durch den gesamten Fuhrpark gefressen. Werkzeuge und Gerüste darauf verschluckt. Die Mitarbeiter waren spät von den Baustellen zurückgekommen, wollten die Laster am nächsten Morgen entladen.
„Im ersten Moment denkt man gar nichts. Da ist man einfach nur geschockt“, sagt Hans Günter Prieß. Als der erste Schock weicht, kommen die Fragen. Geht es weiter? Wie geht es weiter? Wer macht so etwas?
Schnell ist klar: Das Feuer wurde absichtlich gelegt. Von wem, ist noch unklar. Die Polizei ermittelt.
Aufträge erfüllen? Ohne Fahrzeuge? Hans Günter Prieß telefoniert. Rotiert. Disponiert rund 50 Baustellen um. Seine Mitarbeiter schickt er nach Hause. Stillstand. Donnerstag. Freitag. Montag. Dann gibt die Polizei das Gelände wieder frei.
Zwei Mitbewerber stellen ihm je einen Lkw zur Verfügung. Ein paar Tage später hat er wieder vier eigene. Noch mehr Zeit verlieren, kann er nicht. Jetzt, im letzten Jahresdrittel, mache er den Umsatz, den er benötige, um seinen Mitarbeitern auch dann Lohn zu zahlen, wenn die Aufträge erfahrungsgemäß rar werden: zum Jahresbeginn. Er will sein Team halten. Neue gute Leute zu finden, sei schwer. Deshalb versuche er jedes Jahr, Winterkündigungen zu vermeiden.
Rund 150.000 Euro Schaden habe das Feuer angerichtet, den Umsatzausfall eingeschlossen. Er wollte für seine Mitarbeiter für die Tage nach dem Brand Kurzarbeit beantragen. Das sei abgelehnt worden, sagt Hans Günter Prieß.
Die vergangenen Wochen seien schwer gewesen, erzählt er. Aber jetzt gehe es wieder aufwärts. Der Betrieb laufe zu 85 Prozent wieder in geregelten Bahnen. Auch deshalb steht für Hans Günter Prieß fest: „Wir machen weiter!“