Hier liegt das Geld auf der Straße

  • Kuska
Am Pfaffenteich liegt das Geld sprichwörtlich auf der Straße. 80 Euro in zwei Minuten. Keine schlechte Einnahme, die das gesperrte Südufer der Stadt am Montag in 120 Sekunden bescherte. Schnell durchhuschen, statt lang um die Schelfstadt herumfahren - der defekte Poller sieht verlockend aus.
19.05.2014
Sylvia Kuska

„Schild nicht gesehen!“ Ein eilig gestammelter Erklärungsversuch. Er steht ganz oben in der Hitparade der Ausreden. Bringt aber trotzdem nichts. Auch nicht der Hinweis, dass der Poller doch unten ist. Also: Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte! Denn das Durchfahren am Südufer ist seit 30. April verboten.

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Mehr noch: Die Kinder kommend nur kurz direkt vor Ataraxia rauslassen? Das kann teuer werden. Mal eben vorm Bäcker zu halten, ebenfalls. Was vielen Autofahrern nämlich vermutlich nicht bewusst ist: Schon die Einfahrt aus Richtung August-Bebel-Straße in den Süduferbereich zählt quasi als Durchfahrt. Nach kurzem Warten hat der Verstoß ein Aktenzeichen. Die „Rechnung“ über 20 Euro kommt in ein paar Tagen. „Die Schilder sind eindeutig: Das Südufer ist gesperrt.“ Belehrende Worte eines Polizisten. Poller hin oder her. 

Der bleibt nämlich auf unbestimmte Zeit noch unten. Er ist vermutlich während der Bauarbeiten an der Arsenalstraße 12 kaputt gegangen. Wo genau der Fehler liegt, ist noch unklar. „Die Suche gestaltet sich sehr problematisch“, so das Amt für Verkehrsmanagement.

Defekt; mal wieder?! Ist er in den vergangenen Jahren – gefühlt – nicht ständig kaputt gewesen? Aus Sicht der Stadt lässt sich das so nicht bestätigen. In den vergangenen beiden Jahren war er aufgrund der Bauarbeiten am Marienplatz nicht in Betrieb; das Südufer im Sommer nicht gesperrt. Davor habe es immer wieder lange Phasen gegeben, in denen der Poller funktionierte, aber auch solche, in denen er häufig defekt war. Wie sich das auf Zahlen verteilt, sagt Amtsleiter Carsten Bierstedt nicht. Wohl aber, dass sämtliche Defekte von Autofahrern verursacht wurden. Etwa beim Versuch, schneller drüber zu huschen, als sich der Poller nach oben schiebt. „Entsprechend sind der Stadt dadurch unmittelbar keine Kosten entstanden. Jedenfalls nicht, soweit der Verursacher ermittelt werden konnte“, sagt Carsten Bierstedt. Und das sei meistens der Fall gewesen.

Die saisonale Sperrung geht auf einen Beschluss zurück, den die Stadtvertreter vor zehn Jahren gefasst haben und soll Einheimischen und Touristen im Sommer eine hohe Aufenthaltsqualität am Südufer bieten. Die Sperrung gilt bis zum 30. September – und zwar unabhängig davon, ob der Poller funktioniert oder nicht.