
Hier wächst eine Uhr
Vom Fernsehturm aus ist der runde Platz nicht zu übersehen. Einen Steinwurf vom Aussichtspunkt entfernt liegt er eingebettet zwischen Bäumen und alten Neubaublöcken in einer Sackgasse der Hamburger Allee. Da, wo die Hausnummern längst dreistellig sind. Der Weg zu ihm beginnt direkt an der kleinen russisch-orthodoxen Kirche und verzweigt sich mehrfach im Rondell.
Priester Dionisij Idavain wird offenbar nicht das erste Mal auf das seltsame Gebilde hinter der kleinen Holzkirche angesprochen. Vielleicht auch deshalb antwortet er auf unsere Nachfrage mit Humor. Wofür der Kreis benutzt wird? „Entweder als Landeplatz für Helikopter oder UFOs oder für einen Garten. Wir, also der Verein Uranapolis und die Stadt Schwerin, haben uns für einen Garten entschieden.“ Sonnenuhrgarten heißt er.
Ohne die Draufsicht sieht der Kreis deutlich weniger spektakulär aus. Steinchen markieren grau den Weg bis zu einem Tor. Dahinter, etwas abseits der Mitte, steht inzwischen ein kleiner Geräteschuppen. Ringsherum verteilen sich mehr als 20 Parzellen. Hier und da lugt erstes Grün aus dem Boden. In der Mitte soll eine Säulenkirsche wachsen und ihren Schatten im Uhrzeigersinn werfen. Daher der Name „Sonnenuhrgarten“.
Abriss, Rückbau – die Zahl der brach liegenden Flächen im Mueßer Holz ist stetig gewachsen. Inzwischen auf mehr als 20 Hektar. Gut die Hälfte davon gehören der Stadt. Was tun mit ihnen? Nachnutzen statt verwildern lassen. Das ist der Ansatz des Projektes „Brach und danach?“
So entstand auch schon der Blattgarten in der Ziolkowskistraße. Auf dem ehemaligen Schulgrundstück hat die Stadt Bewohnern des Mueßer Holzes im Frühjahr Flächen zum Gärtnern zur Verfügung gestellt (wir berichteten). In der Hegelstraße ist ein Familienpark geplant. Der Bau soll im Herbst beginnen.
Der Sonnenuhrgarten geht auf eine Initiative der russisch-orthodoxen Gemeinde zurück und versteht sich als Angebot an die Gemeinde und die Nachbarschaft. Wenn alles wächst und blüht, wird der Kreis von oben auch nicht mehr nach einem Landeplatz für Helikopter aussehen.