(K)ein Info-Abend zur Vollverpflegung

Dienstagabend. Speicher. „Wunsch und Wirklichkeit“ zur Vollverpflegung – treffender hätte der Titel für den Info-Abend nicht formuliert sein können: Wer den Wunsch hatte, mit Antworten nach Hause zu gehen, ist in Wirklichkeit nicht viel schlauer als vorher gewesen. Eine Überraschung gab es am Ende aber doch.
19.11.2014
Sylvia Kuska

Vollverpflegung und Pauschalabrechung – kaum ein anderes Thema löst unter Schweriner Eltern derzeit so viele Diskussionen aus wie dieses. Der Speicher hätte also voll sein können. „Wir haben an alle Kitas Einladungen verschickt“, sagt der SPD-Ortsverein Paulsstadt als Veranstalter. „In unserer Kita hing kein Zettel“, sagt eine Mutter. Eine andere pflichtet bei. Gekommen sind gut 40 Leute: Eltern, Erzieher, Kita-Leiter, politische (Stadt-)Vertreter.

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Sie erhoffen sich Antworten. Vom Landtagsabgeordneten Jörg Heydorn. Von Sozialdezernent Dieter Niesen. Von Stadtvertreter Christian Masch.

Stattdessen geht das Schwarze-Peter-Spiel in eine neue Runde. „Wir werden gescholten für Dinge, für die wir nichts können“, stellt Jörg Heydorn stellvertretend für das Land klar. Schon jetzt ist absehbar: Schuldabweisung steht vor Aufklärung. Ja, das Land habe die Vollverpflegung ins Gesetz geschrieben. Aber nein, mit der pauschalen Abrechnung habe es nichts zu tun. Die Entscheidung dafür oder dagegen sei Sache der Kita-Träger. Ebenso die Kommunikation von Einzelheiten.

Wo die Mitbestimmung der Eltern bleibt? Die stehe eindeutig im Gesetz, sagt Heydorn. Was Eltern tun können, wenn sie trotzdem nicht gefragt werden, weiß er aber auch nicht. Dass sie bei der Pauschale auch Mahlzeiten zahlen sollen, die sie nicht nutzen, überrascht ihn. Dass auf die Träger mehr Verwaltungsaufwand zukommt, hält Sozialdezernent Niesen für übertrieben. Er lobt den ruhigen Umgang der Eltern mit dem Thema. Bei ihm seien jedenfalls noch keine Beschwerden gelandet. Kopfschütteln, Raunen, Widerspruch im Publikum. 

Wie setzt sich die Pauschale zusammen? Müssen Eltern nun einen neuen Vertrag mit der Kita abschließen? Was ist, wenn sie den nicht unterschreiben – fliegt das Kind dann aus der Einrichtung? Warum werden für die Vollverpflegung ausgerechnet 17 Tage zugrunde gelegt? Wer gewährleistet, dass das Essen vom Caterer genauso hochwertig ist wie das, was viele Eltern bislang in die Brotdose gepackt haben? Und dass es am Ende nicht unnötig im Müll landet? Was geschieht mit dem Geld, das Eltern für Mahlzeiten zahlen, die sie nicht in Anspruch nehmen – kommt es der Kita zugute? Wann steht fest, wie teuer es wird? Viele Fragen. Keine Antworten. Verweise auf die Verantwortung der Träger.

Praktisch wäre es gewesen, wenn die auch im Podium gesessen hätten. Das war so vom Ortsverein aber nicht gewollt. Sie wurden genauso pauschal eingeladen wie die Eltern.

Und die Überraschung? Ganz so einheitlich wie sie für die drei großen Kita-Träger der Stadt  - Kita gGmbH, Awo und Diakonie Neues Ufer – verkauft wurde, ist die pauschale Abrechnung gar nicht. Der Awo-Kreisverband Schwerin-Parchim hat dieses Abrechnungsmodell für seine vier Kitas in Schwerin nicht in Stein gemeißelt. „Wir sprechen jetzt mit den Elternräten“, sagt Vorstandsvorsitzender Bernd Sievers am Rande des Info-Abends. Am Ende sei durchaus denkbar, dass in manchen Einrichtung auch weiterhin nach exakten Mahlzeiten abgerechnet werde.