Aufbruch im Fernsehen

  • Fotos: NDR
    Träume des Aufbruchs: Von der Marienkirche in die Welt, von der Schülerin zur Lehrerin, vom Schüler zum Manager, vom Pastor zum Präsidenten.
Ein Satz reicht, ein Bild oder ein Wort und schon läuft im Kopf ein ganz persönlicher Film ab. Montagsdemo ist so ein Wort, Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft ist so ein Bild. Erinnerungen werden wach, bevölkern den eigenen Platz in der Geschichte. Erinnerungen, die der NDR in zwei wunderbare Filme gepackt hat.
29.10.2014
Roland Regge-Schulz

25 Jahre ist es jetzt her, als die Mauer fiel. Zum Jubiläum ist der NDR ist losgezogen mit Kamera und Mikrofon. Er hat einen Bauwagen umgebaut zum Ministudio, hat ihn beklebt mit einem Bild unseres Fotografen Hans-Dieter Hentschel und hat ihn durchs Land gezogen, um Zeitzeugen zu finden, die ihren Blick auf die Geschichte erzählen. Er hat ein Bild genommen, auf dem Pastor Gauck in der Rostocker Marienkirche redet, hat Menschen gesucht und gefunden, die ihm zugehört haben, damals, vor einem Vierteljahrhundert.

Herausgekommen sind zwei wunderbare Filme, die Geschichten erzählen, die Geschichte schrieben. Wir treffen Werftarbeiter, Bürgerbewegte und Pastoren. Wir hören gebannt zu. Und wenn sie vom Aufbruch in Wolgast sprechen, läuft im Kopf der eigene Heimatfilm. Ja, so war das, damals, vor 25 Jahren, hier in Schwerin, in Mecklenburg und in Vorpommern. Wir sehen Schüler vor dem Altar auf dem Boden sitzend. Wir sehen Ruth, damals und heute. Sie ist jetzt Lehrerin und immer noch in Rostock. Wir sehen ihren Jugendfreund Sören, damals mit langen Haaren und Palästinensertuch, heute erfolgreicher Manager in Amerika. 

Dienstagabend zeigte der NDR am Warnowufer in Rostock eine Preview beider Filme. Die Protagonisten waren geladen, sahen sich auf großer Leinwand. Das Publikum war begeistert. So wohltuend anders waren diese beiden Filme. So weit weg vom Mainstream, vom Pathos, der die Maueröffnung inzwischen auf allen Kanälen umweht. Ruhig aber nie langweilig erzählen sie die Geschichten vom Aufbruch im Nordosten. Ab und an weht ein Lachen durch den Saal. Und als das  Licht wieder angeht, sind die Filme noch lange nicht zu Ende. Die Geschichten aus den eigenen Köpfen müssen ausgetauscht, verglichen werden, gleich hier mit Fremden, Bekannten, Freunden und später zu Hause in Familie.

Prädikat: Unbedingt ansehen! Es lohnt sich das Dritte einzuschalten.


Hier die Termine:

Atlas des Aufbruchs/Als die Menschen ihre Angst besiegten
Sonntag, 02. November 2014  / 14.45 Uhr / NDR Fernsehen

Träume des Aufbruchs/Als plötzlich alles möglich schien
Mittwoch, 05. November 2014 / 21.00 Uhr / NDR Fernsehen