Das ist die Paulshöhe

  • Stadtarchiv
    Die Brauerei vor 1900. Das Haus im Vordergrund ist die Villa Paulshöhe.
Paulshöhe? „Das Thema kann ganze Bücher füllen“, hat das Stadtarchiv geantwortet, als wir nach der Geschichte der traditionsreichen Anlage fragten. Bier und Sport jedenfalls spielten eine große Rolle.
07.03.2014
Matthias Hufmann

Die Paulshöhe ist längst zum Politikum geworden. Es gibt Pläne für ein Wohngebiet. Es gibt lauten Protest. Es gibt kleinlaute Reaktionen. Und es gibt Politiker, die sich für die Sportstätte einsetzen, nachdem sie von der Facebook-Nummer gehört hatten. 4057 Gefällt-mir-Angaben für „Rettet die Paulshöhe“: Ganz schön viel Wahl im Kampf um den Erhalt einer Anlage, die nach einem Großherzog benannt ist. Teil 1 des Rückblicks.

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Wäre Paul Friedrich nicht kurz zuvor verstorben, hätte Oberst von Elderhorst 1842 vermutlich einen anderen Namen gewählt für sein Landhaus. Zu Ehren des Großherzogs nahm er aber „Paulshöhe“. Reichlich Land gehörte dazu.

1872 kaufte die Aktienbrauerei Paulshöhe das Haus. Auf dem Gelände entstand ein Biergarten, die Straßenbahn fuhr vor. Den Betrieb ankurbeln konnte vor allem August Spitta, einer von mehreren Betreibern, die es versucht hatten. Die Spitta'sche Brauerei war mit 43 Beschäftigten mal die zweitgrößte in der Region.

Am 26. April 1882 brannte die Brauerei ab. Zwei Jahre dauerte der Wiederaufbau. Danach ging es immer weiter. 1885 wurde eine Gaststätte gebaut. Später ein Musikpavillon. 1889 wurde aus dem Elderhorst-Landhaus die Villa Paulshöhe. 1891 kam ein Kessel- und Maschinenhaus hinzu. Fünf Jahre danach wurde die Brauerei Spitta an die Actien Gesellschaft Brauerei Paulshöhe verkauft. Investiert wurde trotzdem. In neue Lagerflächen, in die Gaststätte. 1897 gab es 2000 Plätze im Konzertgarten, 700 weitere befanden sich im Saal.

Paulshöhe war ein beliebter Ausflugsort in Schwerin. 1920 jedoch wurde die AG vom Rostocker Konkurrenten Mahn & Ohlerich übernommen. Die Brauerei musste sofort schließen, in den Gebäuden entstand eine Konservenfabrik. Nur die Gastwirtschaft blieb noch bis 1939 geöffnet. Der Fußball rollte da längst auf der Paulshöhe.*

Teil 2 am Samstag: Der 1. Schweriner Fußballclub 1903

(*Alle Daten aus: Udo Brinker, Chronik der Stadt Schwerin: von den Anfängen bis zur Gegenwart, produktionsbüro TINUS, 2011. ISBN 3981438027, 9783981438024)