Die verschiedenen Gesichter des Thalia

  • Stadtarchiv Schwerin
    Das Tivoli um 1940.
  • Stadtarchiv Schwerin
    Das Haus der Jugend, aufgenommen 1980.
Das Thalia in der Geschwister-Scholl-Straße heißt bald Tivoli. So, wie früher einmal. Aber das ist schon sehr lange her.
26.09.2014
Sylvia Kuska

Wir schreiben das Jahr 1873. Auf dem Hof, eingebettet zwischen der heutigen Goethe- und Mecklenburgstraße, eröffnet am 15. Juni das Thalia-Theater. Aus jetziger Sicht würde es direkt hinter der Schauburg stehen. Das Gebäude gab es schon ein paar Jahre. „Es war größer als das Staatstheater“, sagt Rainer Blumenthal vom Stadtarchiv. Erst hieß es Walhalla und war ein Sommertheater. Nach seinem Umbau bekam es den Namen, der vielen Schwerinern bis heute ein Begriff ist. Auch wenn sie ihn mit einem ganz anderen Haus verbinden.

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Die Stadt entwickelt sich, braucht neue Straßen. Auch in der Altstadt. Deshalb fällt 1887 der letzte Vorhang im Thalia. Dann wird das Haus platt gemacht. Die Graf-Schack-Straße entsteht. Heute ist sie nach den Geschwistern Scholl benannt.

Das erste Gebäude an der neuen Straße ist ein dreistöckiger Backsteinbau. Seine Hausnummer die Zwei. 1906 eröffnet darin ein Restaurant. Mit Varieté-Programm. Eigener Kapelle. Zirkusvorstellungen. Und einem stadtbekannten Namen. Jetzt beginnt die Geschichte des Thalia, von dem bis heute die Rede ist. In der ersten Etage, im Saal, trafen sich Arbeiter zu Protesten. „Allein die Anzeigen in der Zeitung von 1912 und 1913 lassen auf "Kaiserfeindliche Vorträge" schließen“, sagt Rainer Blumenthal.

1931 werden die Räume renoviert. Mit der frischen Farbe kommt auch ein neuer Name: Tivoli. Er bleibt bis in die 40er-Jahre. Im Mai 1945 finden Flüchtlinge in dem Konzertcafé Unterschlupf.

Später macht der Rat der Stadt daraus ein „Haus der Jugend“. Mit Vorträgen, Konzerten, Puppenspielen und Zirkeln. Eine Eisbar ist auch drin.

Nach der Wende, im November 1990, eröffnet die Gaststätte „Thalia“ wieder, notiert Udo Brinker in seiner Schwerin-Chronik.

Ein paar Jahre später übernimmt die Wohnungsgesellschaft Schwerin das Objekt. Sie saniert es 1998 vom Keller bis zum Dach. Danach heißt es Thalia, Nachtamt, Café Kunterbunt. Dazwischen ist es immer mal dicht. Seit 2010 steht es dauerleer. In wenigen Wochen zieht wieder Leben ein. Das nächste Kapitel in der Geschichte des „Thalia“ trägt dann den Namen „Tivoli“.

Was die neuen Betreiber planen und wann Eröffnung ist, lesen Sie hier: Aus Thalia wird Tivoli