Erst Brauerei, dann Sportplatz - die Paulshöhe
Auf dem ehemaligen Brauereigarten war zuvor der Sportplatz angelegt worden. Die Eröffnung wurde am 20. August 1922 gefeiert. Mit zwei Spielfeldern, einer 400 Meter langen Aschenbahn, mit sechs Tennisplätzen und 33.000 Quadratmetern war Paulshöhe die größe Sportstätte Mecklenburgs. Die Zuschauertribüne wurde 1924 fertig gestellt, sie wird also 90 Jahre alt in diesem Jahr. „Im Hohlraum dieser Tribüne hielt der Platzwart neben Sportgeräten auch Schafe“, heißt es in der Chronik von Udo Brinker*. Für die Pflege des Rasens war gesorgt.
Das Torhaus wurde 1927 errichtet. Ende 1938 konnte das erweiterte Vereinsheim mit Gaststätte eingeweiht werden. Danach kam der Krieg. Im November 1944 wurden drei Baracken für das Material von Reitz-Uniformwerk auf dem Sportplatz gebaut. Die Firma hatte nach einem Bombenangriff in Wuppertal einen Teil des Betriebes nach Schwerin verlagert. Hier arbeiteten zirka 400 Kräfte für das Werk, größtenteils Zwangsarbeiter. Im Sommer 1945 waren Flüchtlinge in den Baracken untergebracht.
1953 konnte mit der Instandsetzung der Paulshöhe begonnen werden. Zuvor hatte die Sowjetarmee den Sportplatz zurückgegeben. „Das Hauptspielfeld wurde um 10 bis 12 Meter in Richtung Parkweg verlegt", schreibt Brinker. „Die Stehplätze hinter dem Nordtor wurden terrassenförmig für 3000 Zuschauer ausgebaut, an beiden Längsseiten wurden Terrassen für je 1000 Zuschauer angelegt." Ein Jahr später ging es weiter. Die zweite Spielfläche konnte ab September 1955 genutzt werden. Sie hatte ein Stück weichen müssen, damit rund um die Aschenbahn mehr Platz war. Ebenfalls Mitte der 50er-Jahre wurde im Norden der Paulshöhe eine Turnhalle für das Institut für Lehrerbildung errichtet - plus Wohnung für den Hausmeister.
1965 schließlich konnte am südlichen Rand des Sportplatzes ein Flachbau mit Sanitär- und Umkleideräumen inklusive Gaststätte gebaut werden. Etwas später wurde dahinter ein mehrgeschossiger Plattenbau für die SG Dynamo fertig, heißt es in der Chronik. Der Verein hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits in der zweiten DDR-Liga etabliert.
In der vorletzten Saison des DDR-Fußballs zog der Verein als Polizei SV Schwerin sogar ins Finale des FDGB-Pokals ein. Dort unterlagen sie Dynamo Dresden mit 1:2, waren jedoch für den Europapokal der Pokalsieger qualifiziert, da Dresden als Meister im Landesmeisterwettbewerb spielte. Im Europapokal trafen die Schweriner auf Austria Wien. Einem 0:2 im Hinspiel - ausgetragen in Rostock - folgte immerhin ein 0:0 in Wien.
Es war der bislang letzte Höhepunkt im Schweriner Fußball. Dynamo spielt heute in der Landesliga - aber immerhin noch auf der Paulshöhe.
(* Udo Brinker, Chronik der Stadt Schwerin: von den Anfängen bis zur Gegenwart, produktionsbüro TINUS, 2011. ISBN 3981438027, 9783981438024)
Den ersten Teil des Rückblicks finden Sie hier.