Schwerin, deine Bürgermeister

  • Stadtarchiv/Festschrift der Stiftung von 1904
Langsam geht der Wahlkampf los. Für uns Gelegenheit, an neun Anekdoten aus gut einem halben Bürgermeisterjahrtausend zu erinnern.
26.01.2016
Sylvia Kuska

Erstens: Hans, Hans, Hans, Hans – dieser Vorname taucht so häufig in der Liste der Schweriner Bürgermeister auf wie kein anderer. Siebenmal hieß ein Stadtoberhaupt so, dicht gefolgt von Carl und Johann.*

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Zweitens: Bloß nicht durcheinander kommen: Ab 1855 folgte 64 Jahre lang ein Carl auf den nächsten.* Zeitweise waren zwei Carls gleichzeitig im Amt. Denn bis 1940 gab es traditionell zwei Bürgermeister. Der ranghöhere hieß seit 1919 „Oberbürgermeister“.

Drittens: Der erste Bürgermeister wird 1353 erwähnt und hieß Hermann Wickendorp. Erst 1353? Schwerin ist doch viel älter. Stimmt. Vorher stand der gräfliche Vogt an der Spitze der Stadt, schreibt Bernd Kasten in seinem Buch „Schwerin. Geschichte der Stadt“. Der Vogt war so etwas wie der Vertreter des Grafen und gleichzeitig Vorsitzender des Stadtgerichts.

Viertens: Seither regierten 91 Bürgermeister in Schwerin - Wolfram Friedersdorff eingerechnet, der den Posten nach der Abwahl von Norbert Claussen 2008 als erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters automatisch von Mai bis Oktober inne hatte.

Fünftens: Heinrich Ludwig Carl Bade ist der einzige Bürgermeister, an den in Schwerin heute noch eine Straße erinnert.

Sechstens: Angelika Gramkow ist die zweite Frau an der Schweriner Macht. Die erste war Johanna Blecha (1950 bis 1953). Das macht eine Frauenquote von 2,2 Prozent.

Siebtens: Die längste Amtszeit hatte Rudolf Christian Heinrich Kahle inne. Er war 43 Jahre (Mit-)Bürgermeister – von 1800 bis 1843.

Achtens: Die kürzeste Zeit war Dr. Jürgen Carl Paul Heinrich Ludwig Berlin Bürgermeister. Seine Amtszeit betrug im Mai 1945 zwölf Tage. Die Amerikaner hatten ihn als kommissarischen Bürgermeister eingesetzt. "Er erhielt dann andere Aufgaben von den Amerikanern und Engländern in der Landesverwaltung", sagt Rainer Blumenthal vom Stadtarchiv. Wegen seiner politischen Einstellung - er war Mitglied der NSDAP gewesen - habe die Sowjetarmee ihn im August 1945 aber aus dem städtischen und dem Landesdienst entlassen.

Neuntens: In gewisser Weise ist es Johann Hermann Kuetemeyer zu verdanken, dass Schweriner am Pfaffenteich heiraten konnten. Auch wenn er da schon längst tot war. 1849, als er 80 ist, blickt der ehemalige Bürgermeister auf sein privilegiertes Leben zurück und fasst als „Beweis meiner Dankbarkeit“ einen Entschluss: Er gründet eine Stiftung, die bedürftigen Schwerinern Geld leiht. Kleine Beträge sogar zinslos. Sicherheiten oder Bürgen? Sind nicht wichtig. Irgendwann brauchte die Stiftungsverwaltung ein neues Gebäude - und baute 1894 das spätere Standesamt in der August-Bebel-Straße. Die ganze Geschichte steht hier: Der Wohltäter von Schwerin.

* Wer es ganz genau wissen möchte:
Hans Monicke (1425 bis 1430), Hans Knakenhower (1437 bis 1442), Hans Wickendorf (1459 bis 1471), Hans Schulte (1485), Hans Murre (1495), Hans Kopke (1530 bis 1541) und Hans Boldewin (1556 bis 1571)

Carl Julius Gottfried Juhr (1855 bis 1870), Carl Friedrich August Moeller (1858 bis 1866), Carl Ludwig Friedrich Pohle (1866 bis 1883), Carl Christian Heinrich Westphal (1870 bis 1879), Carl Tackert (1883 bis 1911), Carl Prehn (1911 bis 1919).

Johann Joachim Stemwede (1732 bis 1761), Johann Friedrich Gabcke (1782 bis 1796), Johann Hermann Kuetemeyer (1803 bis 1820), Johann Gottlieb Büsing (1820 bis 1833), Johann Andreas Christian Kühm (1852 bis 1855).

(Dieser Artikel ist zuerst im März 2015 erschienen.)