
Sie werden platziert
Hunger ist wohl das falsche Wort, aber etwas essen würden wir schon gern. Das sagt sich so leicht. Das Hotel „Polonia“ ist rappelvoll. Schräg gegenüber, im Hotel Stadt Schwerin gähnt das Restaurant leer. Das hat seinen Grund und der heißt Preis. Egal, heute. Ein Schild versperrte den Eingang „Sie werden platziert!“ Geduld ist unser zweiter Vorname. Wir haben Geduld, nicht unbedingt leise, aber Geduld, bis ein Kellner sich unser erbarmt. Es dauerte nur fünf Minuten.
„Bitte?“, fragte er.
„Einmal Rundschnitt mit Haarewaschen“, hätte ich am liebsten gesagt.
„Ein Tisch für vier Personen“, sagt Thomas. Das klingt logisch, wir sind ja zu sechst. Das hat sogar den Kellner überzeugt.
„Hier bitte“, sagt der Kellner und zeigt auf einen Tisch, direkt an der Tür. Auf den Tisch, den ich mir bei der Flut freier Tische wirklich zu allerletzt ausgesucht hätte.
„Oh, Danke“, denke ich diesmal laut, „wir sitzen gern im Zug.“
Das ist Majestätsbeleidigung. Seine Hoheit begibt sich ins Irgendwo und ist nicht mehr zu sehen. Zehn Minuten, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde lang nicht. Ein bisschen sauer sind sie schon, meine Freunde am Tisch. Auf mich! Wir warten geduldig. Sehr geduldig aber immer weniger leise. Das gehört sich nicht, in diesem vornehmen Etablissement.
Ein böser Kellner taucht am Tisch auf: „Sie wünschen?“
„Die Rechnung“, sagt Thomas.
„Aber“, sagt der Kellner und der Rest geht im Aufbruch unter.
Das vornehmste Haus am Platz hat vergessen uns zu bewirten. Wir haben ihm die Stühle ein bisschen abgesessen und zum Dank einen Aschenbecher vollgequalmt... und sind nie wieder dort aufgetaucht.
Ich glaube, der Kellner dankt uns das bis heute.