Vom Vorort zum Zentrum
Lange Zeit kein Schweriner
Den Platz als Knotenpunkt vieler Wege, den gab's irgendwie schon immer. Bereits vor 2000 Jahren siedelten die ersten Germanen hier. Wenn auch nur für kurze Zeit, sagt Stadtarchivar Rainer Blumenthal. Zu Schwerin gehört der Platz erst seit ungefähr 1820. Vorher lag er vor den Toren der Stadt. Deshalb hieß er auch „Die Vorstadt“ oder „Vor dem Mühlentor“.
Schöner Schein trügte Feinde
Wer in die Stadt wollte, musste durch eines der Stadttore, die eingebettet in mächtige Wehranlagen waren. „Von außen sah es so aus, als würde die Stadtmauer keinen Feind hineinlassen“, sagt Rainer Blumenthal. Dabei sei alles nur Fassade „minderer Qualität“ gewesen. „Selbst die Stadttore, die einen stattlichen Klinkerbau simulierten, waren nur eine billige Fachwerkkonstruktion ohne große Tragfähigkeit.“
Zuspätkommer beleben das Geschäft
Wer zu spät kam, musste vor der Stadt warten, bis sich deren Tore am nächsten Morgen wieder öffneten. Pfiffige Geschäftsleute erkannten Anfang 1700 das Potential. Herberge um Herberge entstand. Dazu Gaststätten. Scheunen. Speicher. Bierbrauer ließen sich nieder. Schmiede. „Alle wollten mitverdienen an den an- und abreisenden Fuhr- und Kaufleuten.“ Da, wo jetzt die Marienplatzgalerie steht, wurde an der Schweriner Kornbörse „erst um den Kornpreis gefeilscht und anschließend im Gasthof das Ergebnis begossen“.
Eselei in der Schlossstraße
Ohne Esel keine Waren in der Stadt. Die Tiere waren einst das häufigste Transportmittel, „um auf wackeligen Brückenbohlen und engen Gassen die Waren rein und raus zu bringen“, so Rainer Blumenthal. Ihr Platz zum Grasen, die Eselswiese, befand sich aus heutiger Sicht links und rechts der Schlossstraße.
Das älteste Haus am Platz
Schweriner Säcke bestimmten das Maß
Wer in der Stadt Mehl verkaufen wollte, kam nur durch die Stadttore, wenn die Säcke dem Schweriner Maß entsprachen. Das war deutlich kleiner als üblich: Aus einem normalen Sack wurden drei Schweriner Abpackungen, so Rainer Blumenthal. Das war keine rückenschonende Maßnahme für diejenigen, die das Mehl tragen und verarbeiten mussten. Das war schlichtweg Geldschneiderei bei den Kaufleuten: An drei Säcken verdiente die Stadt mehr als an einem.
Der Verkehr verknotet sich
Her mit der Marie
Der Verkehrsknotenpunkt hatte im Laufe der Jahre mehrere Namen: Die Vorstadt und Vor dem Mühlentor. Auch Kuhhof – weil die städtische Kuhherde dort untergebracht war. Oder „Platz vor dem Armenfriedhof“, in Bezug auf die Ruhestätte an Stelle der heutigen Schweriner Höfe. Ab 1850 war die Schwester von Großherzog Paul Friedrich Namenspate. Nach Hitler und Lenin war er ebenfalls benannt. 1990 hieß es dann wieder her mit der Marie.
Keine Marienplatzgalerie des Ostens
Pläne, auf dem Areal der heutigen Marienplatzgalerie ein großes Kaufhaus zu bauen, habe es schon zu DDR-Zeiten gegeben, sagt Stadtarchivar Blumenthal. Das Problem: „Damals hatten wir genug Geld, aber es gab zu wenige Waren.“ Auch die Denkmalpflege sei gegen einen Bau gewesen. Also wurden die Pläne begraben.