Wer gibt Straßen in Schwerin einen Namen?

  • Sylvia Kuska
In Schwerin gibt es mehr als 570 Straßen. Sie alle haben einen Namen. Doch wer bestimmt eigentlich, ob ein Vogel, ein Ort oder eine Person aufs Schild kommt? Welche Straßen gehören zu den ältesten in der Stadt?
02.06.2014
Sylvia Kuska

„Die Straßennamen in den Stadtgebieten folgen gewissen Konzepten“, sagt Kerstin Dobbrick vom Amt für Stadtentwicklung. In Neumühle, zum Beispiel, sind es Vogelarten und Flurnamen, in Neu Zippendorf Namen von Partnerstädten. Das Mueßer Holz prägen Persönlichkeiten der Wissenschaft. Den Großen Dreesch dominieren Namen von Persönlichkeiten, die Widerstand gegen Diktaturen leisteten. Im Gewerbegebiet Süd sind es Erfinder. In Lankow liegt der Schwerpunkt auf schleswig-holsteinischen Städtenamen. In Friedrichsthal stehen Dörfer aus der Schweriner Umgebung sowie Pflanzen Pate. Und im Wohngebiet an der alten Molkerei sind alle Straßennamen weiblich. Die Idee mit den Frauen sei von Schwerinern gekommen.

Personen werden erst dann auf einem Straßenschild verewigt, wenn sie verstorben sind. Normalerweise frühestens nach fünf Jahren. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Die wurde etwa bei der Ludwig-Bölkow-Straße gemacht. „Dann müssen aber die Nachfahren zustimmen“, so Kerstin Dobbrick.

Brauchen neue Straßen einen Namen, entscheidet der Hauptausschuss darüber - in der Regel, nachdem auch andere Ausschüsse und der Ortsbeirat ihre Meinungen dazu geäußert haben. Zuletzt vergab er zwei Adressen für das Wohngebiet, das auf dem Gelände der Alten Brauerei an der Knaudtstraße entsteht. Die beiden Straßen werden „Holzhof“ und „Schall-und-Schwencke-Weg“ heißen. Dem Vorschlag „Schall-und-Schwencke-Promenade“ erteilte er eine Abfuhr. Sollen bestehende Straßen umbenannt werden, haben die Stadtvertreter das letzte Wort.

Gewusst?

Diese Straßennamen gehören zu den ältesten in der Stadt:
Am Packhof (ca. 1893), Paulsstadt
Amtstraße (um 1750), Schelf- und Werdervorstadt
Apothekerstraße (um 1750), Schelfstadt
Bäckerstraße (1885), Paulsstadt
Brunnenstraße (1866), Feldstadt
Burgstraße (1880), Altstadt
Bleicherstraße (1785), Feldstadt
Bischofstraße (1841), Altstadt
Ferdinand-Schultz-Straße (1867), Werdervorstadt
Großer Moor (1430 erwähnt), Altstadt
Johannesstraße (1868), Paulsstadt
Molkereistraße (1893), Paulsstadt
Münzstraße (etwa 1770), Schelfstadt
Schelfstraße (1841), Schelfstadt
Seestraße (1866), Feldstadt
Spieltordamm (1284 erwähnt), Schelfstadt
Steinstraße (1872), Paulsstadt
Tappenhagen (1403 erwähnt), Altstadt
Theaterstraße (1841), Altstadt
Voßstraße (1880), Paulsstadt
Wallstraße (1843), Feldstadt
(Quelle: Broschüre: Die Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung. Landeshauptstadt Schwerin, Vermessungs- und Katasterbehörde, 2005)

Und so hießen manche Straßen früher einmal:

Pfaffenstraße zwischen Puschkin- und Schulstraße:
Brühanstraße. Der Name steht im Zusammenhang mit dem Beruf des Brauers.

Graf-Schack-Allee:
Beaugencystraße (1874-1936), nach der Schlacht bei Beaugency an der Loire, in der im Krieg 1870/71 mecklenburgische Truppen gekämpft haben
Burgseeallee (von 1945 bis 1950)

August-Bebel-Straße: Marienstraße (1868 bis 1939), benannt nach der Frau von Friedrich Franz II.

Stiftstraße: Vor dem Schießhause (vor 1819 bis 1862)

Körner-, Gauß- und Röntgenstraße: 1., 2. und 3. Wasserstraße (bis ca. 1880). Die Straßen führten zum Pfaffenteich und waren deshalb wichtig bei der Brandbekämpfung.

Lehmstraße: Taubenstraße (bis 1854)

Platz der Jugend: Strempelplatz (von 1872 bis 1950), Friedrich Strempel war von 1849 bis 1858 Bürgermeister in Schwerin.

Werderstraße: Werderallee (bis 1841)

Rahlstedter Straße: Willi-Schröder-Straße (von 1967 bis 1991). Willi Schröder war ein Rostocker Kommunist. Er starb 1944 im KZ.

Obotritenring (nördlicher Teil): Niklotring (von 1912 bis 1939)

Heinrich-Mann-Straße: Orleansstraße (von 1874 bis 1950) – in Gedenken an die Schlacht bei Orleans im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71).

Werner-Seelenbinder-Straße: Melkenweg. Das war der historische Weg zur Melkenstätte am Lankower-See-Südufer. Dort wurden die Kühe gemolken, die auf der Gemeindeweide weideten.

(Quelle: Broschüre: Die Schweriner Straßennamen. Ihre Herkunft und Bedeutung. Landeshauptstadt Schwerin, Vermessungs- und Katasterbehörde, 2005)