Auf 88 Tasten um die Welt

  • Hans-Dieter Hentschel
    „Musik ist ein Spiegel unserer Seele“, sagt Joja Wendt. Mit seiner Klaviermusik erzählt er Geschichten aus seiner Kindheit, aus der Welt und solche, die das Leben schrieb.
Joja Wendt gilt als Deutschlands erfolgreichster Pianist. Am Donnerstag kommt er nach Schwerin. Zu einer amüsanten Klavierstunde im Capitol.
28.03.2017
Juliane Fuchs

„Ich habe einen Eskimosong, der mit Fäusten und der Nase gespielt wird“, erzählt er. „Dabei hat der Eskimo vergessen seine Fausthandschuhe auszuziehen.“ Mitgebracht hat Joja Wendt die Geschichte von einer Reise nach Kamtschatka. Gewürzt mit solchen launigen Erzählungen und Anekdoten entführt der 52-Jährige seine Zuschauer in die Welt der Musik, in seine Welt des Pianos.

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Die entdeckte Joja Wendt schon in seiner frühen Kindheit. Als Vierjähriger vollführte er erste Tastenversuche, er nennt es später Lautmalerei. Sein aktuelles Stück „Das Geisterhaus“ handelt von seinen ersten Entdeckungen auf dem Klavier. Er nahm Unterricht, gab schon als Schüler zahlreiche Konzerte, absolvierte ein Klavierstudium am Konservatorium in Hilversum und in der Manhattan School of Music in New York. „Mein Vater wollte, dass ich das Klavierspiel von der Pieke auf lerne“, sagt Joja Wendt heute und erzählt von seinem beständigen Hunger nach den Tasten. Zu der Zeit habe er nicht selten mehr als zehn Stunden täglich geübt. „Ich bin einem inneren Ruf gefolgt“, sagt er. Sein Flügel war sein ständiger Begleiter. Weil seine Wohnung so klein war, schlief er zeitweise sogar unter seinem Instrument. „Ich wollte es unbedingt schaffen.“

Sieben Zwerge allein im Wald mit der Musik von Joja Wendt

Und er schaffte es. Seine Klaviermusik führte Joja Wendt schnell in die weite Welt, nach Südafrika und Amerika, nach China und Russland, nach Singapur und immer wieder zurück in seine Heimatstadt Hamburg. Er war mehrmals der Opening Act von Joe Cocker und Fats Domino, spielte mit Jerry Lee Lewis und Chuck Berry, nahm mehrere Alben auf, schrieb nebenbei die Filmmusik für Otto Walkes Film „Sieben Zwerge – Männer allein im Wald“.

Der Preis dafür? „Klavierspielen macht mich glücklich“, sagt Joja Wendt. „Aber ich habe auch nie wirklich frei.“ Wenn er gerade keine Konzerte vor bis zu 100.000 Zuhörern gibt wie im Jahr 2001 in der „Arena Auf Schalke“, besucht er Promotion-Termine, Fernsehsendungen und Galas. Ob er von Anfang an berühmt werden wollte? „Nein, gar nicht“, sagt er. „Ich wollte Klavier spielen.“

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