Charlie Chaplin und die Schweriner Filmkunst

  • Europäische Filmphilharmonie
Hausaufgabe: Fernsehen! Einen solchen Auftrag erhalten die Musiker der Staatskapelle eher selten von ihrem Dirigenten. Und dann auch noch Charlie Chaplin. Das Jubiläumsfilmkunstfest lässt grüßen.
19.02.2015
Sylvia Kuska

Adrian Prabava ist drei, vielleicht vier, als er im Fernsehen einen Mann sieht, der vor Musikern steht und wild mit den Armen wedelt. Das möchte er auch einmal! Heute „wedelt“ er so gut, dass er die Filmmusik zu Charlie Chaplin dirigieren darf - als einer von wenigen weltweit. Ein Glück für das Schweriner Filmkunstfest.

Als Volker Kufahl im vergangenen Jahr die Leitung des Festivals übernimmt, geht er mit einer Idee schwanger. Er will einen Film zeigen, zu dem ein Orchester live spielt und Besucher zu Tränen gerührt sind. So, wie beim Internationalen Filmfest in Braunschweig, das er jahrelang geleitet hat.

Der Film zum Konzert ist schnell gefunden: Charlie Chaplins Komödienklassiker „Moderne Zeiten“. Darin spielt Chaplin einen Fabrikarbeiter, der an der hektischen Fließbandmonotonie verrückt wird und in einem Kreislauf aus Arbeitslosigkeit, Jobsuche und Gefängnis landet. Ein Film über Zeit und Bewegung, den beiden Leitmotiven zum 25. Filmkunstfest.

Für das Orchester klopft Volker Kufahl am Staatstheater an. Ein Filmkonzert im Großen Haus? Generalintendant Joachim Kümmritz muss nicht lange überlegen. Der 9. Mai ist noch vorstellungsfrei. Die Kooperation steht. Auch, weil die Sparkasse Mecklenburg-Schwerin zusätzlich einen fünfstelligen Betrag beisteuert. 

Einen Film zeigen, dazu Musik spielen – klingt einfach? Ist aber alles andere als das. Erst recht bei Charlie Chaplin. Es geht um Rechte, um Lizenzen, um Vorgaben der Erbengemeinschaft. Sie lässt zum Beispiel nur Dirigenten zu, die vorher schon andere Stummfilme dirigiert haben.

Auch Adrian Prabavas Arbeit beginnt mit Fernsehen. Seine Ohren achten auf alle Details, besonders auf die schwierigen. Davon gibt es in „Moderne Zeiten“ so manche. „In einer Szene passieren in 68 Sekunden 14 Tempowechsel“, sagt der gebürtige Indonesier. Im Fernseher der Film mit Originalmusik, im Kopf die Partitur. Die Hand „wedelt“ mit. Bis Originalmusik und Partitur eine Einheit bilden. Zusammen mit der Staatskapelle probt er drei, vier Tage lang vor dem Konzert das Zusammenspiel. Das Schwierigste sei, Film und Musiker auf einen Punkt zu bringen.

Volker Kufahl hat in den vergangenen Tagen auf jedem Sessel im Großen Haus gesessen, den Blickwinkel auf die bühnenbreite Leinwand ausprobiert. Bei einigen wenigen Plätzen fehlt am Rand etwas Sicht. Sie sollen für weniger Geld angeboten werden.

Aufgeführt wird das Filmkonzert am 9. Mai nach der Preisgala. Beide Veranstaltungen sind miteinander kombiniert, Eintrittskarten für den Film allein nicht zu haben.

Service

Das Filmkunstfest dauert in diesem Jahr vom 5. bis zum 10. Mai. Die Preisgala beginnt am 9. Mai um 18 Uhr, der Film wird ab 20.30 Uhr gezeigt. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen. Kartenpreise: zwischen 19,50 und 26,50 Euro.

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