Das Festival. Das Geld. Das Ende des Schweigens
Eigentlich wollte Volker Ahmels nicht sagen, wie das Festival trotz gescheiterter Spendenaktion gerettet werden konnte. 16.000 Euro: So hatte das Ziel einer Crowdfunding-Aktion gelautet. Einer Aktion, die vor allem für Aufsehen sorgte, weil man für 100 Euro mit einem KZ-Überlebenden hätte Kaffee trinken können (wir berichteten).
16.000 Euro würden fehlen, weil Stiftungen wegen der niedrigen Zinsen weniger zum Budget beisteuern, hieß es zur Begründung im Sommer. 40 Tage lang konnte man bei startnext.de spenden. Heraus kam allerdings nur ein Bruchteil. Und der war auch noch weg, weil beim Crowdfunding gilt: Alles oder nichts.
Stand das Festival also vor dem Aus? „Nein“, sagt Ahmels heute - was allein schon eine Überraschung ist: dass er über die Rettung spricht. Vor ein paar Wochen noch tat er deutlich geheimnisvoller. Wie die Lücke geschlossen wurde? Man habe sich geeinigt, dies nicht zu kommunizieren, sagte er unserem Magazin im September. Warum? Manchmal sei das eben so.
Im November legten wir Ahmels unsere Recherchen vor. Danach hat das Kulturministerium das Festival in jedem Jahr mit 5000 Euro gefördert, 2014 hingegen mit 10.000 Euro. Die Mittel wurden aufgestockt, bestätigte der Sprecher. Als Soforthilfe, weil „dem Veranstalter sehr kurzfristig Zuwendungen Dritter versagt worden waren.“
Zuwendungen aber auch, die das Festival in diesem Jahr gar nicht beansprucht hat. Beispiel Landeszentrale für politische Bildung. 2012 gab es 2000 Euro, im Jahr darauf 3000 Euro für die Durchführung des Schultheaterprojektes „Anne Frank“. Und 2014? Wurde nichts gefördert, „weil es keinen Antrag gegeben hat“, so der zuständige Ministeriumssprecher.
Ähnliches bei der Bundeszentrale für politische Bildung. 2012 wurde das Projekt „Geschichte und Geschichten auf der Bühne“ unterstützt. Zwei Jahre später - nichts. „Förderung ist in den meisten Fällen projektbezogen“, sagt Ahmels. „Nicht jedes Jahr passt es.“ Förderung braucht ein Projekt - und das muss gefunden werden, sagt die Praxis.
Aber noch einmal: Stand das Festival vor dem Aus? „Nein“, sagt Ahmels. „In letzter Konsequenz hätten wir auf den Wettbewerb verzichtet.“ Auf 80 Musiker aus 21 Nationen. Soweit aber musste es nicht kommen. Dank Kulturministerium, also öffentlichen Geldern. Und dank „einer Welle der Hilfsbereitschaft“, so Ahmels. Beim Abschied von Dezernent Friedersdorff wurde gesammelt, ebenso auf Geburtstagsfeiern. Die Sparkassen-Stiftung half, die Hans-Kauffmann-Stiftung. Spenden kamen aus Wuppertal und München. Adenauer-, Friedrich-Ebert- und Rosa-Luxemburg-Stiftung übernahmen Veranstaltungen. Und weil das immer noch nicht reichte, musste - ein bisschen - gekürzt werden. Weniger Hilfskräfte. Keine Festival-Broschüre.
Für 2016 will Ahmels früher werben. Und Crowdfunding? Ganz ab sei er von der Idee nicht. „Wir überlegen, ob wir den Sonderpreis darüber finanzieren.“ Eine vierstellige Summe.
16.000 Euro - das sei wohl zuviel gewesen.