Das ist Kunst und kann nicht weg

  • Kuska
    Das "All-Erd-Zeichen" von Christian Roehl steht am Ziegelsee. Der Künstler ist inzwischen gestorben.
  • Hans-Dieter Hentschel
    Das dänische Ehepaar Bolette Holm und Ole Hempel schufen 2002 die Skulptur "Zwischen Boot und Welle". Sie steht an der Knaudtstraße. Ole Hempel lebt inzwischen nicht mehr.
Ein paar Tonnen Stahl stehen herum in Schwerin. In der Knaudtstraße, am Ziegelsee, am Pfaffenteich, vorm Klinikum. Materialwert heute zwischen 100 und 200 Euro pro Tonne. Für den Kunstwert müsste man ein paar Nullen dranhängen. Müsste. Denn kaufen kann und will sie niemand. Warum auch?
18.08.2014
Sylvia Kuska

Hans-Dieter Hentschel
"Cipressi Coltelli" nennt Riccardo Biondi sein Kunstwerk. Es entstand 2002. Die rost-braune Farbe kommt vom Cortenstahl. Er rostet bis zu einem gewissen Maße - und dann nicht weiter.

Mit den Jahren sind sie ein Stück Schwerin geworden. Das All-Erd-Zeichen am Seeufer. Die Zypressen am Nordufer vom Teich. Der Obelisk vor Helios. Sie gehören zur Stadt und gehören ihr doch nicht.

Erwachsen sind sie einst aus Workshops. „Bildhauersymposium Metall“ nannte sich das. Metallbildhauer Klaus-J. Albert brachte die Idee zwei Jahre vor der Wende aus den Bezirken Halle und Magdeburg nach Schwerin. Beim zweiten Mal, 1990, kamen auch westdeutsche Künstler. Später wurde die Gruppe international. Im KGW walzten, schweißten und trieben sie das Metall. Vier Wochen lang. Dafür erhielten sie eine Art Stipendium, Kost und Logis. Das half, sich frei zu entfalten, während die Kosten zu Hause weiter liefen. Das Land, die Stadt, der Kreis Nordwestmecklenburg und Förderer aus der Wirtschaft machten es möglich. Insgesamt sechsmal, bis 2006.

Groß sollte sie werden die Kunst. Zu groß fürs eigene Atelier. Das sei der Anspruch des Workshops gewesen, sagt Klaus-J. Albert. Groß ist sie geworden. Und schwer. Wohl auch deshalb wird sie Teil von Schwerin bleiben. 

Guillermo Steinbrüggen hatte Glück. Schwerin wollte seinen „Runden Tisch“ und zahlte dafür. Ein Kauf, der einst für viele Diskussionen sorgte. Besser kann es für einen Künstler kaum kommen. Glück hatte auch Ralph Eck im gleichen Symposium 1990. Seine drei Stahlkörper "I/1" hat er ebenfalls an die Stadt verkauft. 

Die anderen wurden mit Zehnjahresverträgen zu Leihgaben. Vier von ihnen stehen im Schweriner Stadtgebiet, die anderen finden sich rund ums Schloss Wiligrad. Für fast alle ist die Vertragszeit längst abgelaufen.

Um die Wartung und Pflege der Schweriner Leihgaben kümmert sich das Kulturbüro der Stadt. Wie um alle Kunstwerke im öffentlichen Raum, sofern sie kein Wasserspiel sind. Im städtischen Haushalt sind dafür insgesamt 1000 Euro pro Jahr eingeplant, sagt Büroleiterin Marita Schwabe. So viel kostet allein die Reparatur der kaputten Ziege vom Ziegenmarkt.

Der ungarische Bildhauer Nagami fragte immer mal wieder nach. In seiner Heimat von Kunst zu leben: schwierig. In Schwerin für seine Kunst Geld zu bekommen: noch schwieriger. Er könnte natürlich seinen knapp sechs Meter hohen Obelisken vor Helios abholen lassen. Auf eigene Kosten: Unmöglich!

Und so bleiben die Skulpturen einfach Teil der öffentlichen Kunstlandschaft in Schwerin.
Für die Stadt ist das günstig.

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