Das lange Warten auf die Musik

  • Hans-Dieter Hentschel
Für die Wirtschaftsprüfer von PWC geht es allein um Zahlen. Förderung für Ataraxia streichen, 100.000 Euro sparen. Ganz einfach. Nur: So einfach ist das nicht. Hier kommt eine andere Rechnung.
03.05.2014
Ein Kommentar von Matthias Hufmann

In Schwerin wird immer über Streichlisten diskutiert. Über Gelder, die eingespart werden müssen. Über Kultur, die gestutzt und zusammengelegt werden soll. Veranstaltungen ins Schleswig-Holstein-Haus. Musik ins Konservatorium, so die neuesten und doch bekannten Vorschläge. Das hilft gegen rote Zahlen? Bestimmt. Ganz bestimmt aber schadet es auch.

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100.000 Euro weniger. Das würde das Aus bedeuten für Ataraxia. Denn bei 100.000 bliebe es nicht. Das Land verdoppelt die Förderung der Stadt. Falls die aber wegfällt, ist null plus null gleich null. 1300 Schüler wären betroffen. Was sollte man ihnen dann raten? Im Konservatorium anmelden? Dort stehen aktuell 276 Menschen auf der Warteliste. Das sind noch einmal 19 mehr als bei Ataraxia.

„Die Menschen, vor allem die jungen, haben immer weniger Gelegenheit, klassische Musik kennenzulernen“, mahnt der ehemalige Künstlerische Direktor der Festspiele MV, Daniel Hope. Nach einer Studie der Society of Music Merchants wird in lediglich elf Prozent der Haushalte von Mecklenburg-Vorpommern musiziert, bundesweit sind es knapp 18.

Umfragen und Rechnungen wie diese kommen bei Wirtschaftsprüfern nicht vor. Der Wert von Kultur kommt nicht vor. Vielleicht sollte in Schwerin mehr über Wartelisten diskutiert werden. Und nicht nur über Streichlisten.

Termin:

Am Montag sind alle Bürger eingeladen, sich vor der Kommunalwahl ein Bild von den kulturpolitischen Zielen der Parteien zu verschaffen. Wo? Ataraxia, Arsenalstraße 8. Wann? 19 Uhr

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