Der Appell des kulturratschlages (x) schwerin
„Unsere städtisch getragenen oder unterstützten Kulturinstitutionen und Kunstinitiativen arbeiten längst auf einem existenziellen Minimum und nur mit großer Kreativität sowie hohem Idealismus. Dennoch wird der steigende Kulturbedarf von Bevölkerung und Besuchern schon jetzt nicht einmal ansatzweise gedeckt. Jede weitere Kürzung hätte mit der Schließung kompletter Institutionen und dem Wegbrechen ganzer Kunstsparten nicht nur eine verheerende Wirkung auf die Stadtkulturlandschaft, sondern auch auf die Erholungschancen und die Entwicklungsdynamik unserer Landeshauptstadt. Die Einsparerlöse wären verschwindend, die Folgen des Abbaus hingegen vernichtend.“
„Wir appellieren daher dringend an Ihre Verantwortung für die Stadt, keinem weiteren Strukturabbau in der Kultur der Landeshauptstadt zuzustimmen und entsprechende Erpressungsversuche ohne jegliches Entgegenkommen zurückzuweisen!“
„Mit Erleichterung haben wir der Stellungnahme der Stadt zum Bericht des Beratenden Beauftragten des Innenministeriums entnommen, dass die dort für den Bereich Kultur eingeforderten Maßnahmen überwiegend abgelehnt wurden oder im äußersten Falle einer weitergehenden Prüfung unterzogen werden sollen. Die einzige hier von der Stadt unterstützte Maßnahme, nämlich die zur interkommunalen Zusammenarbeit bei Volkshochschule und Konservatorium, erscheint auch uns verfolgenswert.“
„Mit Interesse haben wir ebenso das Konzept zu einer Stärkung des Kulturbüros unter Eingliederung des Stadtmarketings in einer Anstalt öffentlichen Rechts zur Kenntnis genommen, sowie die Pläne zur Weiterentwicklung des Schleswig-Holstein-Hauses zum Kulturforum der Landeshauptstadt Schwerin. In diese positiven Entwicklungen wollen wir uns gerne unterstützend einbringen.“
„Mit großer Sorge sehen wir allerdings das Vorhaben, die Zuschüsse an die Musik- und Kunstschulen zu deckeln. Der zwangsläufige Verlust hunderter von Schülerplätzen ist angesichts heute bereits langer Wartelisten und schon vorhandener Lücken im Kursangebot nicht vertretbar, zumal durch ein noch weiteres Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage auch eine Gleichbehandlung von Interessenten nicht mehr gewährleistet wäre. Nicht zuletzt steht und fällt auch das Bildungsprogramm des Musikgymnasiums mit der hinreichenden Verfügbarkeit von außerschulischem Musikunterricht in der Stadt. Und sollte darüber hinaus auch der Speicher den Sparzwängen zum Opfer fallen, dann verlöre Schwerin die einzige etablierte Bühne für Jazz, Rock, Pop, Folk, Chanson und Kabarett, für die kein adäquater Ersatz verfügbar ist.“
„Kunst ist eine Spekulation auf unsere Zukunft. Die billigste und sicherste auf dem Markt. Denn es gibt keine effizientere, nachhaltigere und produktivere Investition, als die für Kultur. Deshalb gilt auch umgekehrt: Setzen wir unsere Kultur aufs Spiel, dann setzen wir eine Abwärtsspirale in Gang.“
Hintergrund
Der kulturratschlag (x) schwerin, das sind:
Marc Steinbach (Sprecher), Schauspieldramaturg und Theaterwissenschaftler
Dr. Rita Gerlach-March, Kulturwirtin, Literaturwissenschaftlerin
Julia Hansen, Bildende Künstlerin, Kunstpädagogin
Anne-Kathrin Holz, Lehrerin für Deutsch, Geschichte, Theater
Jörg Ulrich Krah, Cellist, Komponist, Musikpädagoge
Volker Kufahl, Filmfestivalleiter
Cornelia Radsack, freie Künstlerin, Kreativunternehmerin
Ralph Reichel, Theaterwissenschaftler, Dramaturg und Regisseur
Sabine Steffens, Kulturwissenschaftlerin