Der Fast-mal-Abba-Nachfolger

  • dieschweriner
Svensk indiepopgrupp från Jönköping och Göteborg, heißt es auf Wikipedia über „Easy“. Och Schwerin, könnte man sagen, ein bisschen zumindest. Denn ein Musiker der schwedischen Band lebt inzwischen hier - Johan Holmlund. Unser Porträt aus dem Sommer.
28.12.2015
Matthias Hufmann

Johan Holmlund? In seiner Heimat würde man kein Frage- sondern ein Ausrufezeichen setzen. Holmlund von „Easy“. Kennt so ziemlich jeder in Schweden. Die Band gibt es seit 25 Jahren, wurde als „Next Abba“ gefeiert, „obwohl wir ganz andere Musik machen“, sagt der 49-Jährige. Mehr Gitarre. Mehr Indie. In einer Garage fing alles an, „wir waren ziemlich schlecht, aber mutig genug, Demokassetten an die Plattenlabels zu schicken.“ Es klappte tatsächlich mit dem Vertrag.

Anzeige

1990 kam die erste Platte heraus („Magic Seed“), mit „Easy“ ging es steil bergauf. Singles wie „Castle Train“ und „He brings the Honey“ landeten in den Charts, die Band tourte durch England, Holland, Deutschland, Italien, Schweiz und trat mit Nick Cave und Blixa Bargeld auf. Bis Mitte der 90-er waren die Fünf selbst in Japan erfolgreich.

Vier Alben sind seither hinzugekommen. Die Gruppe legte Pausen ein, mal größere, mal kleinere. In diesem Jahr soll es aber noch mal losgehen. Ein paar Konzerte zum 25sten. Weiter in Originalbesetzung. Und die erste Platte wird es zum Jubiläum wieder in Vinyl geben.

Johan Holmlund will zu den Auftritten aus Deutschland anreisen. Er wohnt mit der Familie in Schwerin, in der Paulsstadt, seine Frau arbeitet seit 2014 im Bildungsministerium. Er selbst macht immer noch Musik, hat mit „Flowers in the Air“ vor Jahren schon eine zweite Band gegründet. Ihr Song „Lost at Sea“ wurde von Håkan Hellström, einem der bekanntesten Künstler in Skandinavien, gecovert, ins Schwedische übersetzt - und damit zum Nummer-1-Song. „Die Tantiemen waren ganz ordentlich“, sagt Holmlund.

Nur: Musik allein, das wäre ihm zu wenig. Dreimal in der Woche unterrichtet er Schwedisch und Englisch an einer Schule in Wismar. „Und Schreiben“, erklärt er im besten Deutsch-Schwedisch, „das ist inzwischen meine Hauptarbeit.“ Holmlund debütierte 2010 als Dichter mit dem Werk „Jag har simmat med monstret“ (Ich bin mit dem Monster geschwommen, 2015 erschienen auf Deutsch im Adebor-Verlag, Banzkow, ISBN 978-3-944269-23-8). Der Auftakt seiner „Monstertrilogie“ rund um Loch Ness, wie er sagt. Ein Auszug:

So wie das Wasser

Singt

Singt ein ruhigerer Atem

Eine ruhigere Farbe

2014 folgte Teil 2: „An Land“. Im selben Jahr wurde ihm von Svenska Akademien der Stina-und-Erik-Lundberg-Preis verliehen. Und im Oktober soll der dritte Teil herauskommen: „Nach Wasser und Land ist jetzt der Himmel dran“, so Holmlund.

Vorher geht es aber noch einmal nach Schweden. Er nimmt immer die Fähre nach Göteborg. „Das ist bequem“ - allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Denn fast jedes Mal bringt er eine Flasche Champagner mit von Bord. Gewonnen beim Musikquiz für Passagiere. Ihm macht das großen Spaß. „Aus irgendeinem Grund behalte ich alles, was mit Musik zu tun hat.“ 10 Fragen, 10 Punkte. Zuletzt wurde ihm die Titelmelodie von Mission Impossible vorgespielt. Die Frage dazu lautete: Wie oft war der Hauptdarsteller des Films (Tom Cruise) - verheiratet?

Holmlund ließ sich auch davon nicht foppen. Und antwortete richtig: „Dreimal.“

Weitere Artikel