Der missglückte Auftakt des neuen Intendanten
Genau das hat er jedoch getan. Tietje teilte den Tänzern des Ballettensembles mit, dass ihre Verträge nicht verlängert werden. Auf den Fluren des Theaters wird berichtet, dass auch Schauspieler betroffen seien. Gerüchte halten sich, über Namen wird spekuliert - wer muss noch gehen? „Hier in Schwerin bricht für viele gerade die Welt zusammen“, heißt es in einem Facebook-Eintrag.
Zu verantworten hat das Tietje allein. Es wäre naiv zu glauben, dass Veränderungen in diesem Ausmaß - allein das Ballettensemble besteht aus 15 Mitgliedern - nicht die Öffentlichkeit erreichen. Vor allem aber ist es unfair, nach den Gesprächen mit den Betroffenen ein verunsichertes Theater zurückzulassen („Was will Tietje?“), in dem Mitarbeiter die Neuigkeiten bei Facebook oder aus der Zeitung erfahren.
Es sei im Rahmen eines Intendantenwechsels üblich, dass befristetete Verträge nicht verlängert bzw. keine Verlängerungsangebote gemacht werden, hat Tietje mehrfach gesagt. Das wird auch von niemandem bestritten. Nur: Der Kurs sollte klar abgesteckt sein. Der künftige Intendant aber hat erst geschwiegen, dann das Arbeitsrecht bemüht („Formaljuristisch kann man in keinem Fall von Kündigungen sprechen“), auf den Abbau von 30 Stellen bis 2019 verwiesen - und angedeutet, dass das Ballett „ab der Spielzeit 2016/2017 teilweise künstlerisch neu ausgerichtet werden“ soll.
Wie? In zwölf Tagen könnte es Gewissheit geben. Was Tietje nicht erkannt hat: Für die Theaterleute sind es weitere zwölf Tage - allerdings Ungewissheit.