Die letzte Theater-Theken-Nacht

  • Hans-Dieter Hentschel
    Unser Fotograf hat sich in Martins Bierstuben unters Theaterthekennachtvolk gemischt. HIer spielt Anja Maria Wedekind als Aschenbrödel vor seiner Kamera (Bild 1 von 6).
  • Hans-Dieter Hentschel
    Dirk Audehm und Hans Sagert auf Abschiedstour
  • Hans-Dieter Hentschel
    Die Bornhoevedsingers
  • Hans-Dieter Hentschel
    Jochen Fahr als Grenzer Volker
  • Hans-Dieter Hentschel
    Stefanie Fromm und Andreas Auer als weiße Frau und Indianer
  • Hans-Dieter Hentschel
    Tina Landgraf als Frau Petra
Sie ist eine Institution. Im Frühjahr und im Herbst. Ruckzuck ausverkauft. Auch gestern. Doch jetzt ist erstmal Schluss mit Theater an der Theke. Grund ist ein Streit um Sozialabgaben.
02.04.2016
Sylvia Kuska

Zweimal im Jahr tingeln Künstler des Theaters von Kneipe zu Kneipe. Ihre Auftritte zwischen Tischen, Stühlen und Tresen sind Kult und zumeist extra für diesen Abend in Szene gesetzt. Rund 50 Künstler machen mit. Die meisten von ihnen sind fest am Theater angestellt.

Die Theater-Theken-Nacht wird ihnen jedoch extra bezahlt. Diese Gage legt das Theater aber nicht aufs Gehalt drauf. Es stuft die Künstler für diesen Abend als Selbstständige ein – und spart dadurch Sozialversicherungsbeiträge.

Das ruft die Sozialversicherungsträger auf den Plan. Sie widersprechen der Auffassung, betrachten die Thekennacht als Teil des festen Beschäftigungsverhältnisses. Die Künstler machen freiwillig mit und denken sich die Programme größtenteils selbstständig und ohne Vorgaben aus, hält das Theater dagegen. Die Sache landet vor Gericht.

„Der Streit zieht sich schon lange hin“, sagt Lars Tietje gegenüber unserer Redaktion. Am Ende sei das Schweriner Sozialgericht der Auffassung der Sozialversicherungsträger gefolgt, so der künftige  Schweriner Intendant und Theatergeschäftsführer. „Wir respektieren selbstverständlich das Urteil.“ Durch die zusätzlichen Ausgaben sei die Durchführung der Theater-Theken-Nacht aber nicht mehr kostendeckend möglich. Das Theater werde sie deshalb nicht mehr veranstalten.

„Wir suchen jetzt mit Partnern nach einer Alternative.“ Die Richtung ist klar: Ein neuer Träger soll her. Über den, so Tietje, könnten die Künstler für den Abend dann als selbstständig gelten.

Warum bedarf es überhaupt einer Extra-Vergütung, wenn die Künstler beim Theater angestellt sind und die Thekennacht eine Veranstaltung des Theaters ist? Weil solche Zusatzangebote nicht über den Tarifvertrag abgedeckt seien, sagt der designierte Intendant.

Er sei optimistisch, eine Lösung zu finden. Die brauche aber etwas Zeit. „Im Herbst wird es deshalb keine Theater-Theken-Nacht geben.“ Fürs nächste Frühjahr hätte er aber schon einen Termin im Kopf.

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