Die Theaterreform wiegt schwer

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    links: das neue Türschild fürs Theater, rechts: der Vertragswälzer
Der neue Vertrag, mit dem das Theater in eine Zukunft ohne Insolvenzangst starten soll, bringt so viel auf die Waage wie ein Neugeborenes. Und neu geboren, das ist das Theater jetzt ja auch irgendwie.
21.07.2016
Sylvia Kuska

Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin ist tot. Es lebe das Mecklenburgische Staatstheater. Dem Namen nach fehlt ihm jetzt das Schwerin – damit es in Schwerin eine (bessere) Zukunft hat.

Die soll am 1. August beginnen: Dann fusioniert das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin mit dem Mecklenburgischen Landestheater Parchim zum Mecklenburgischen Staatstheater. Dann steigt das Land zu gut 70 Prozent in die neu gegründete Gesellschaft ein. Und dann wird es auch die jährlichen Diskussionen um eine drohende Insolvenz des Schweriner Theaters nicht mehr geben, betont Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow.

Es wurde verhandelt, gestritten, gebockt

Geld – das ist auch der Hauptgrund für die Fusion. Für sich allein genommen hätte es für den Fortbestand beider Standorte keine Garantie gegeben. Jahrelang wurde verhandelt. Gestritten. Verhandelt. Gebockt. Vertagt. Verhandelt. „Am Ende steht das erste wirkliche Staatstheater in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Kultusminister Mathias Brodkorb.

Wie das aussieht, lässt sich nicht mal eben auf ein paar Seiten Papier regeln. Der Vertrag ist gut dreifingerdick und wiegt so viel wie ein Neugeborenes. Bevor er am Donnerstag mit Unterschriften besiegelt wurde, mussten Vertreter der vier Gesellschafter noch einen Geduldstest bestehen: Vier Stunden dauerte es, bis der Notar den Vertrag Wort für Wort verlesen hatte. Erst dann durfte unterschrieben werden. Vertragsrecht ist Vertragsrecht.

Land hält Mehrheit der Anteile

Unterschrieben ist nun, dass das Land 74,9 Prozent der Anteile an der neuen GmbH übernimmt. Die Stadt Schwerin und der Landkreis Ludwigslust-Parchim halten jeweils zehn Prozent, der Stadt Parchim gehören 5,1 Prozent. Diese Struktur sichert dem Theater jedes Jahr 10,4 Millionen Euro vom Land für den laufenden Betrieb. Hinzu kommen weitere Gelder für Umstrukturierungsmaßnahmen und den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2020, so Brodkorb.

Die anderen drei Gesellschafter stehen ebenfalls mit Eigenanteilen in der Pflicht. Im Fall von Schwerin sind das weiterhin 6,6 Millionen Euro pro Jahr.

Die Devise: Sparen, sparen, sparen!

Den Unterschriften vorausgegangen ist ein langer Kampf um Einsparungen. Denn das Land machte für eine Beteiligung die Erarbeitung tragfähiger Strukturen zur Bedingung. Für die Theater hieß das: Sparen, sparen, sparen. An Personal, an Kosten und überhaupt. Ein Weg, der auch noch nicht zu Ende ist. Der neue Generalintendant Lars Tietje sprach beim Fusions-Festakt am Donnerstag von weiteren „kleinen Schritten“, die dazu noch nötig seien.

Das neue Mecklenburgische Staatstheater vereint nun sechs Sparten unter einem Dach: Musiktheater, Konzert, Schauspiel, Ballett, Kinder- und Jugendtheater sowie die Fritz-Reuter-Bühne. Die, auch das steht im Vertrag, wird ihren Sitz künftig in Parchim haben.

"Theater kann jetzt wieder Theater sein"

Angelika Gramkow zeigte sich erleichtert, dass die Fusion nun endlich vollzogen ist: „Damit geht eine fast unendliche Theaterdiskussion gut zu Ende.“ Nun könnten sich die Ensembles in Ruhe auf ihre Aufgaben konzentrieren, ohne sich um Kürzungen oder Insolvenzen Gedanken machen zu müssen. „Theater kann jetzt endlich wieder Theater sein.“

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