Ein Dach für die Schlossfestspiele?
An die Theateraufführung im hessischen Bad Hersfeld hatte Michael Jungrichter ewig nicht mehr gedacht. Bis die Metrum-Wirtschaftsprüfer in ihrem Gutachten den Vorschlag machten, die Schweriner Schlossfestspiele aus dem Spielplan zu streichen. Ihre Argumente: Open-Air, Wetter, Einnahmerisiko. Da ploppte die Erinnerung auf. An einen Abend, an dem es während der Vorstellung in der Stiftsruine regnete und „blitzschnell ein Dach über die Zuschauer fuhr“.
Bei einem Bierchen mit Joachim Kümmritz ließ der Vorsitzende der Schweriner Theaterfreunde seine Gedanken schweifen. Der Generalintendant schweifte mit. Sie bezeichneten sich gegenseitig als verrückt, vereinbarten, noch mal darüber zu schlafen und blieben überzeugt: Hinter jeder verrückten Idee steckt auch ein Sinn.
Den deutlich zu machen, legten sie in die Hände eines Schweriner Architekturbüros. In einer Studie sollte es die Machbarkeit untersuchen. 20.000 Euro kostete das. Keinen Cent davon die Stadt oder das Theater, betont Kümmritz. Fördermittel flossen. Den Eigenanteil – 2000 Euro – zahlten die Theaterfreunde.
Die Architekten Wolfram Keßler und Frank Kirsten, beide bekennende Theaterfreunde, sammelten Informationen über den Baugrund und die Versorgungsleitungen auf dem Alten Garten, über städtebauliche Randbedingungen, vergangene Bühnenaufbauten und das Wetter während der Vorstellungen. Ergebnis: Von 2003 bis 2013 regnete es an 132 von 307 Spieltagen unmittelbar vor, während oder nach der Vorführung. Drei Schutzvarianten wären denkbar:
Vorschlag 1: ein großes Segel
Vorschlag 2: ein kleines Segel
Vorschlag 3: Schirme
Die Optionen liegen auf dem Tisch. Nun müssen Stadt und Theater einen Favoriten finden, Kosten und Nutzen, Vor- und Nachteile abwägen, Gespräche führen mit dem Kultusministerium, dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und dem Betrieb für Bau und Liegenschaften als Eigentümer des Platzes. Frühestens 2016 könnte die erste Vorstellung überdacht sein, so die vorsichtige Prognose. In dem Jahr läuft jedoch auch die Spielgenehmigung für den Alten Garten aus. Welche Pläne der künftige Intendant dann hat, steht in den Sternen.
Woher die Millionen kommen sollen? Aus Tourismusfördertöpfen. Das Wirtschaftsministerium habe bereits entsprechende Signale gesendet, so Michael Jungrichter. Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow stellt klar: „Ohne Fördermittel keine Überdachung.“
Und die Denkmalschützer? Die steigen den Planern auf's Dach. In der Ämterrunde von Stadt und Land seien die Vorschläge auf Ablehnung gestoßen, sagen die Architekten.