FKK mit Badehose - ein Kommentar

  • Sylvia Kuska
Das Theater wünscht sich für die Schlossfestspiele ein Dach über dem Kopf, weil es draußen manchmal regnet. Teuer? Ach was, sind ja nur Fördergelder.
13.11.2014
Ein Kommentar von Roland Regge-Schulz

Ein Dach für die Theaterbesucher? Ein feiner Gedanke. Nur grummelts dabei sofort im Bauch. Zahlengrummeln. Rund 70.000 Besucher hatte die Sommeroper bei den Schlossfestspielen im Jahr 2001. Nicht einmal die Hälfte davon waren es 2013 und 2014. Die Konkurrenz von großer Kunst unter freiem Himmel ist über die Jahre größer geworden, die Besucherzahlen kleiner.
Ein Dach soll es nun bringen. Das Versprechen, trocken zu bleiben, soll mehr Kunstfreunde in die Freiluftoper locken. Aber gehen mehr Leute ins Stadion, nur weil die Tribüne überdacht ist? Nein, für den richtigen Fan ist das Wetter egal, wenn der Verein Spitze ist. Bleiben die anderen, die Sonntagsgucker. Bei der Oper ist deren Anteil gering, die meisten Karten sind weit vor dem Schlechtwetterbericht gekauft. Und nur mal zum Vergleich: Bei der Störtebeker-Festspielen auf Rügen sind die Zuschauerzahlen konstant hoch. Ohne Dach! Die Regenpelerine gehört dazu. Draußen unterm Dach ist wie FKK mit Badehose.

Nehmen wir mal den Stift und rechnen optimistisch. Rund 50.000 Besucher mehr, schon hätte sich das Dach auf dem Alten Garten amortisiert. Also 50.000 die zusätzlich kommen, weil sie in Schwerin bei der Oper ein Dach über dem Kopf haben. Müsste also nur halb Schwerin einmal in die Oper gehen und fertig. Nun ja, so eine Karte kostet im Schnitt rund 70 Euro. Und Oper ist ja nun auch nicht unbedingt so jedermanns Sache.

Aber es geht ja nicht ums Geld, es geht auch nicht um Wirtschaftlichkeit, es geht nicht darum, ob sich das Theater so ein Dach leisten kann. Kann es nicht. Aber dafür gibt es ja Fördertöpfe. In denen kennt sich das Theater aus. Also her mit dem Dach. Die Rechnung geht an... ähhh, an alle. Sind ja Steuergelder.

Egal, her mit dem Dach. Wenn, ja, wenn es nur nicht diese ewigen Meckerköpfe geben würde, die finden, das so ein Zelt das Architekturensemble am und um den Alten Garten empfindlich stört. Und die anderen, die finden, dass so ein Schlag Fördergeldsuppe auch anderen mal gut tun würde.

Und es gibt noch andere, wie mich, die halten so ein Sommersonnendach für eine prima Idee. Aber bitte nicht auf dem Alten Garten sondern auf der Schwimmenden Wiese und bitte nicht ausschließlich fürs Theater, sondern als Sonnensegel und Regenschutz für die Schlossfestspiele. Und davor und danach für Märkte und Konzerte, für Puppenspieler und Schattensucher, für Hinz und Kunz. Für Schwerin!

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